Ein Lächeln, das die Seele heilte

Pfarrer Jung ist im Alter
von 91 Jahren gestorben

Am Ende war sein Leben mühsam geworden. Die Beine wollten ihn nicht mehr tragen, der Rollstuhl war unförmig, die Schmerzen sicher schlimmer, als er zugab. Aber im Kopf war Bernhard Jung völlig klar. Und wenn der katholische Pfarrer sein Gegenüber anlächelte, dann wurde es einem leicht uns Herz.

Bernhard Jung war ein Seelenheiler. Warm und zugewandt, freundlich und voll von Gottvertrauen. Mehr als 65 Jahre hat er sich unermüdlich um Menschen gekümmert. 2018 durfte er das seltene Eiserne Priesterjubiläum feiern. Jetzt ist Pfarrer Jung gestorben. Er wurde 91 Jahre alt.

Schon als Junge verblüffte Bernhard durch seinen wachen Verstand

Bernhard Jung stammte aus der Heidelberger Altstadt. Die Mutter arbeitete als Wäscherin, der Vater war Elektriker bei der Stadt. Schon als „Volksschüler“ verblüffte der kleine Bernhard mit seinem wachen Verstand. 1939 durfte er aufs Kurfürst-Friedrich-Gymnasium wechseln, Latein und Griechisch lernen. Darauf war er immer stolz. Dann kam der Krieg.

Die letzten Lebensjahre verbrachte
Jung bei den Vinzentinerinnen

Mit 15 Jahren wurde Bernhard Flakhelfer, mit 16 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Furchtbare Zeiten. Jung konnte auch ihnen etwas Gutes abgewinnen. „Als ich bei der Flak ausrechnen sollte, wie hoch die Flugzeuge über uns hinwegfliegen, habe ich entdeckt, wie leicht mir das Rechnen fällt.“ Entsprechend gut war das Abitur, das Jung 1948 endlich in der Tasche hatte.

Dann die Riesenüberraschung: Statt für Mathematik entschied sich Bernhard für das Studium der katholischen Theologie. „Ich habe schon immer Freude an der Liturgie gehabt und war gern in der Abtei Neuburg“, verriet der Pfarrer einmal in einer stillen Stunde. Es habe keinen Tag gegeben, an dem er seine Berufswahl bereut habe. „Bei jedem Problem, mit dem ich konfrontiert war, habe ich ins Evangelium gesehen. Dort sind alle menschlichen Situationen beschrieben. Und ihre Lösungen.“

„Man muss für die Menschen da sein, um ihre Herzen zu berühren“

Sechs Mitbrüder konzelebrierten
beim Eisernen Priesterjubiläum

Die erste eigene Pfarrei übernahm der junge Pfarrer 1959 im Mosbacher Nordwesten. St. Josef war erst zwei Jahr zuvor für Heimatvertriebene erbaut worden. Das waren traumatisierte Menschen, die alles verloren hatten und in Deutschland nicht mit offenen Armen aufgenommen wurden. Eine Aufgabe wie geschaffen für einen Seelsorger. Jungs Erfolgsrezept: „Man muss für die Menschen da sein, um ihre Herzen zu berühren.“

1972 dann die Lebensaufgabe: Die Herz-Jesu-Kirche im Freiburger Stadtteil Stühlinger. Ein riesiges neugotisches Gotteshaus in einem Arbeiterviertel direkt an Bahnlinie. Der Stühlinger gilt als „strukturell schwieriger“ Stadtteil. Bernhard Jung hat ihn geliebt. 29 Jahre lang. Und der Stühlinger liebte ihn. Bis heute ist „der Pfarrer Jung“ hier unvergessen. „Ihre hohe Kontaktfreudigkeit und Ihre wache menschliche Sensibilität waren Ihnen eine wertvolle Mitgift“, schrieb Erzbischof Stephan Burger in seiner Gratulation zum Eisernen Priesterjubiläum von Bernhard Jung.

Auch als Pensionär war Bernhard Jung immer draußen bei den Menschen

Im Oktober 2001 verabschiedete sich Bernhard Jung in den Ruhestand. Er zog nach Ziegelhausen, wo eine Einliegerwohnung im Haus seines jüngeren Bruders Egolf wartete. Zuhause angetroffen hat man den Pensionär allerdings nie. Pfarrer Jung wollte draußen sein bei den Menschen. Er taufte und traute, hörte Beichte, besuchte Kranke und zelebrierte Gottesdienste. Als der Ziegelhäuser Fußballplatz eingeweiht wurde, segnete Pfarrer Jung auch ihn.

Pfarrer Jung in St. Teresa in
Heidelberg-Ziegelhausen

Einen Gottesdienst in St. Teresa ohne den Pfarrer im „Ruhestand“ konnte sich bald niemand mehr vorstellen. Selbst als er schon lange nicht mehr stehen konnte, konzelebrierte der Pfarrer noch von der ersten Bankreihe aus.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Bernhard Jung in der Pflegeheimat St. Hedwig. Auch hier heilte er wunde Seelen. Sehr zur Freude der Schwestern und Bewohner. Solange der Seelenheiler noch da war, haben alle viel öfter gelächelt.

Ein Gedanke zu „Ein Lächeln, das die Seele heilte

  1. Mein Name ist Helmut Werger,ich war Ministrant bei Pfarrer Jung in Mosbach in der Sankt Josef Kirche und habe sehr gute Erinnerungen an Ihn.Er hatte mit uns Ministranten schöne Busausflüge gemacht und am Heimweg immer sehr schöne Geschichten erzählt.Dann kann ich mich erinnern das Pfarrer Jung mit meinem Onkel und Tante auch in Ungarn (Perbal) war und auch dort ein Gottesdienst gehalten hat.Im Gegenzug war auch der Ungarische Pfarrer bei uns zu Besuch und hatte zusammen mit Pfarre Jung auch einen Gottesdienst abgehalten wo ich selber auch nochmals ministriert hatte. Wie geschrieben habe ich viele sehr gute Erinnerungen mit unseren Pfarrer Jjung.Ich hoffe er kann sich auch noch an dieser Zeit erinnern,ich würde mich sehr darüber freuen.Ich wünsche ihm alles gute und Gottes Segen.

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