Die Kraft der roten Taube

Pfingsten ist das geheimnisvollste Fest. Und das spannendste.

Sechs Uhr morgens. Der Wecker klingelt zwar, aber heute darf man ausschlafen. Gerade will man sich wieder umdrehen, da meint man ein Rascheln zu hören, begleitet von einem lieblichen Duft. Als ob Hunderte von Rosenblättern aufs Bett herab rieselten. Und jedesmal, wenn eines die Haut berührt, erhält man einen kleinen Energiestoß.

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Der Pfarrer mit der magischen Stimme

Johannes Brandt, der Leiter der Stadtkirche Heidelberg, feierte Silbernes Priesterjubiläum.

Es gibt da diesen magischen Moment zu Beginn jedes Gottesdienstes, den Johannes Brandt zelebriert. Die Orgel intoniert das Eingangslied, die Gemeinde greift zum Buch – und lässt es sofort wieder sinken. Weil sie der Stimme des Pfarrers lauscht. Johannes Brandt singt wie ein Operntenor. Kräftig und elegant, hell und glasklar. Früher hat er auch Konzerte gegeben, aber dafür ist jetzt kein Zeit mehr.

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Der geborene Seelsorger

Der Weinheimer Pfarrer Stephan Sailer wurde vor 25 Jahren zum Priester geweiht.

Irgendein Körnchen Gold findet Stephan Sailer immer. Mag die Situation auch noch so verfahren sein. „Als ich mein Studium begonnen habe, hatte noch jedes Dorf seinen Pfarrer“, erinnert sich der katholische Priester, Jahrgang 1970. Heute müssen sich die beiden Pfarrer der Seelsorgeeinheit Weinheim-Hirschberg schon um fünf Gemeinden mit acht Kirchen kümmern. Und ab 2026 werden die Einheiten noch größer.

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„Dieser Preis ist ein Segen für die Theologie“

Markus Lautenschläger, der Sohn des Stifters, hat den 10. Lautenschläger-Award verliehen.

Treffen sich Karl Barth und Thomas von Aquin in der Ewigkeit. Der evangelische und der katholische Theologe fassen sofort eine herzliche Abneigung gegeneinander. Doch weil man im Himmel viel Zeit hat, kommen sie trotzdem ins Diskutieren. 300 Seiten später ist aus der scheinbaren Unvereinbarkeit der beiden christlichen Denksysteme ein lebhafter Dialog geworden.

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Wilhelmsfeld ist überall

Weil die Badische Landeskirche sparen muss, gibt es in Wilhelmsfeld keinen Pfarrer mehr.

Die Straße steigt steil hinan. Mit jeder Serpentine wird die Welt wilder. Die knorrige Eichen scheinen Augen zu haben, und die hüfthohe Farne könnten noch aus dem Pliozän stammen. Dann endlich die Hochfläche. Der Weg macht eine scharfe Kehre und fällt fast senkrecht hinab zum neugotischen Kirchlein von Wilhelmsfeld.

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Das Auge fastet mit

Die Heidelberger Jesuitenkirche besitzt jetzt ein modernes hauchzartes „Fastentuch“.

Am schönsten ist es zur Mittagszeit, wenn die Sonne den Altarraum flutet. Dann strahlt das neue Fastentuch förmlich. Der hauchzarte Stoff wird lebendig. Er beginnt sich leise zu wiegen, er schillert, er changiert im gesamten Spektrum des Violett. Und direkt dahinter erahnt man den barocken Hochaltar. So spannend sieht die Heidelberger Jesuitenkirche künftig in der Fastenzeit aus.

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Abenteuer Fastenzeit

Spirituelle Mikroabenteuer sind aufregend und kosten praktisch nichts.

Pater Benedikt Pahl, der Prior der Heidelberger Abtei Neuburg, reist jedes Jahr nach Rom. Nicht weil der Papst ruft, sondern weil Benedikt in der ewigen Stadt gern Urlaub macht. Eines Tages jedoch fiel ihm auf, dass er in Rom eigentlich immer dieselben Wege geht. Kurz entschlossen bestieg der Mönch den nächstbesten Bus und fuhr bis zu dessen Endstation.

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Abschied aus Eberbach

Eine Abschiedspostkarte für den evangelischen Dekan Ekkehard Leytz.

Richtig realisiert hat er den Abschied noch nicht. Und die Eberbacher haben das wohl auch noch nicht. Das kommt erst, wenn sie wie gewohnt durch ihre Stadt gehen und nirgendwo mehr Ekkehard Leytz begegnen. 26 Jahre lang war der evangelische Dekan in Eberbach allgegenwärtig. Man traf ihn – gefühlt – an jeder Ecke. Freundlich und aufgeschlossen, immer gut gelaunt und zuversichtlich. Der ruhende Pol der Stadt. Das ist vorbei.

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Eiszeit im Stall

Ein Weihnachtsausflug nach Bethlehem. In Zeiten der Kälte.

Da sitzen sie nun, Maria und Josef. Dicht beieinander auf einem mageren Rest alten Strohs. Erschöpft, verstört, durchfroren. Er trägt zwei Jacken übereinander, sie hat sich vier Tücher um die Schultern gewickelt. Doch das Zittern will nicht aufhören. Vielleicht, weil die Kälte im Laufe der Nacht immer unerbittlicher durch die Ritzen des Bretterverschlags kriecht. Vielleicht aber auch, weil die Angst und die Anspannung der letzten Tage einfach zu viel war.

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