Wird ein Professor neuer Landesbischof?

März 2012; EOK Karlsruhe; Kollegium, Mitarbeitende; Portraitaufnahmen

Lehrt in Heidelberg: Professor Jochen Cornelius-Bundschuh

Wenn die badische Landessynode am 19. Juli 2013 den neuen Bischof wählt, hat Heidelberg gute Chancen zu gewinnen. Zwei von drei Kandidaten sind eng mit der Universitätsstadt verbunden: Heinz-Martin Döpp leitet als Direktor das Thadden-Gymnasium in Heidelberg-Wieblingen. Und Professor Jochen Cornelius-Bundschuh lehrt an der hiesigen Universität Praktische Theologie.

Zudem leitet er beim Karlsruher Oberkirchenrat die Abteilung „Theologische Ausbildung“ und ist damit oberster Dienstherr des Predigerseminars Petersstift an der Alten Brücke. „Heidelberg“, sagt Cornelius-Bundschuh, „ist für die Landeskirche eine wichtige Stadt.“ Ein Besuch beim Bischofs-Kandidaten.

In Natura sieht er jünger aus als auf Fotos. Und nicht ganz so distinguiert. 56 Jahre alt ist Jochen Cornelius-Bundschuh, schlank, elegant, liebenswürdig. „Ich war überrascht, dass ich angefragt worden bin, für das Bischofsamt zu kandidieren“, sagt der Theologie-Professor. „Damit hatte ich nicht gerechnet.“

Erst 2009 wechselte Jochen Cornelius-Bundschuh nach Baden

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„Ich fühle mich bereit für die Gesamtkonzeption“

Schließlich wechselte er erst 2009 nach Baden. Zuvor leitete Cornelius-Bundschuh das Predigerseminar der kurhessischen Kirche in Hofgeismar bei Kassel. Dass ihn die Nominierung zum Bischofs-Kandidaten überraschte, heißt nicht, dass sie ihm ungelegen kommt. Im Gegenteil. „Mein Blick auf die Kirche hat sich mit jedem beruflichen Schritt geweitet“, überlegt Cornelius-Bundschuh. „Jetzt fühle ich mich bereit für die Gesamtkonzeption.“

Der evangelischen Kirche in Baden geht es gut, findet Jochen Cornelius-Bundschuh. Zumindest was die Finanzen angeht. „Wir sind solide aufgestellt. Ein strenger Sparkurs ist nicht nötig.“ Ende des Themas Geld, Struktur und Gebäude. Es gibt Wichtigeres, findet der Professor.

„In Krisensituationen wenden sich die Menschen mit großem Vertrauen an die Kirche“

Vor allem natürlich die Frage, wie man die Menschen wieder für die Kirche und das Evangelium begeistert. Jochen Cornelius-Bundschuh hat hierfür ein klares Rezept: „Wir müssen da investieren, wo wir gut sind.“ In der Konfirmandenarbeit beispielsweise. „80 Prozent der Jugendlichen eines Jahrgangs besuchen den Konfirmatenunterricht und machen dort überwiegend positive Erfahrungen.“ Eine Schlüsselstelle. Eine Möglichkeit, junge Leute in die Gemeinden einzubinden. „Hier müssen Geld und Kraft eingesetzt werden.“

Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh

Kann auch ganz still: Kandidat Cornelius-Bundschuh in Mannheim

Ähnlich sei es mit den Beerdigungen, überlegt der Bischofs-Kandidat. „In Krisensituationen wenden sich die Menschen automatisch und mit großem Vertrauen an die Kirche.“ Warum also nutze man diese Chance nicht, um deutlich zu machen, dass sich Gemeinden in jeder Lebenssituation füreinander verantwortlich fühlen?

Die drei Kinder wuchsen ausschließlich in Pfarrhäusern auf

In Fulda wurde Jochen Cornelius-Bundschuh geboren. Das Studium führte ihn nach Tübingen, Schottland und Göttingen, wo er auch promoviert hat. So jedenfalls lautet die offizielle Version. In Wirklichkeit hat Jochen Cornelius-Bundschuh seine Doktorarbeit Ende der Achtziger in Heidelberg geschrieben, wo seine spätere Frau Ulrike Bundschuh Theologie studierte. Das Pärchen wohnte in Kirchheim und pflegte „engen Kontakt zu den dortigen Bauern“. Wenn es nicht gerade gegen die Apartheid in Südafrika demonstrierte. „Die Heidelberger Jahre waren eine schöne Zeit“, blickt Jochen Cornelius-Bundschuh zurück. Die Peterskirche ist eine seiner Lieblingskirchen geblieben. Seit er Professor ist, predigt er hier regelmäßig.

Sechs klassische Gemeindejahre führten die Bundschuhs im hessischen Fuldabrück, dann wechselte die Familie nach Hofgeismar. Die drei Kinder, inzwischen längst erwachsen, wuchsen ausschließlich in Pfarrhäusern auf. Was ihnen gut getan hat, findet Jochen Cornelius-Bundschuh.

Das Verschwinden der Pfarrhäuser beobachtet Cornelius-Bundschuh mit Sorge

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Ein Managerjob: Die Sanierung des Seminars in Hofgeismar bei Kassel

„Die Tür eines Pfarrhauses steht immer offen. Trauer, Armut und Arbeitslosigkeit werden für die Kinder früh konkret.“ Zwar studiert noch keines der drei Bundschuh-Kinder Theologie, aber alle „haben einen Stich ins Soziale“, freut sich der Bischofs-Kandidat.

Das allmähliche Verschwinden der Pfarrhäuser beobachtet er mit Sorge: „Es darf nicht sein, dass sich die Pfarrer privatisieren.“ Die Gemeinden verlören sonst ihr Zentrum und zerfielen in Segmente. Wie sich das anfühlt, erlebt das Ehepaar Bundschuh gerade am eigenen Leib. Als Ulrike Bundschuh 2010 Pfarrerin in Karlsruhe-Durlach wurde, war das dortige Pfarrhaus wegen des hohen Sanierungsbedarfs gerade verkauft worden. Die Pfarrerin ist nun gezwungen, zwischen Wohnung und Büro hin- und herzupendeln. Oft mehrmals am Tag. „Das ist kein idealer Zustand“, findet Cornelius-Bundschuh.

„Einen Favoriten kann ich bislang nicht erkennen“

2001 übernahm Jochen Cornelius-Bundschuh die Leitung des Predigerseminars Hofgeismar und musste plötzlich Führungsqualitäten beweisen. Das schlossartige Anwesen war völlig heruntergekommen und sollte von Grund auf saniert werden. Außerdem galt es, das subventionierte Haus in ein wirtschaftlich stabiles Seminarzentrum umzuwandeln. Beides ist ihm offensichtlich gelungen. Als er nach acht Jahren Hofgeismar in Richtung Karlsruhe verließ, hatte er nicht nur 200 Vikare ausgebildet, sondern auch ein modernes Aus- und Weiterbildungszentrum geschaffen.

Ein Predigerseminar mit Traumblick:
Das Petersstift in Heidelberg

„Nach Nordbaden sind wir aus familiären Gründen gewechselt“, verrät der Kandidat. Karlsruhe ist die Heimatstadt seiner Frau. Ihr Vater, ein ehemaliger Bundesrichter, lebt allein, und sie wollte sich um ihn kümmern. „Ich hätte nicht geglaubt, dass ich hier so eine spannende Stelle bekommen würde“, sagt Jochen Cornelius-Bundschuh. Er sehe dem 19. Juli 2013 gelassen entgegen. „Einen Favoriten kann ich bislang nicht erkennen. Die meisten Synodalen entscheiden sich wahrscheinlich erst in der Nacht vor der Wahl.“

 

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