Der Erfinder der Familienmesse ist tot

Pfarrer Bertold Mogel

Abschied: Der Heidelberger Alt-Dekan Mogel ist gestorben

Berthold Mogel kannte jeden. Er wusste alle Namen und an welchen Problemen die Menschen gerade knabberten. „Wenn ich meinen täglichen Rundgang beendet habe, ist bald wieder Abend“, lächelte der katholische Priester im Ruhestand, kaum dass er 2005 ins Betreute Wohnen „Bethanien-Lindenhof“ in Heidelberg-Rohrbach übergesiedelt war.

Zuvor hatte Berthold Mogel 42 Jahre lang die Pfarrgemeinde St. Michael in der Heidelberger Südstadt betreut und war 24 Jahre lang der Dekan von Heidelberg gewesen. Auch in dieser Zeit kannte er jeden. Mit Namen und Lebensgeschichte. Am Nachmittag des 25. Januar 2015  ist der leidenschaftliche Seelsorger und Geistliche Rat Berthold Mogel gestorben. Er wurde 84 Jahre alt.

St. Michael ist riesig. Tausend Gläubige fasst das Sichtbeton-Gotteshaus aus dem Jahr 1963. „Die Kirche war eigentlich immer zu groß für die Südstadt“, überlegte Berthold Mogel bei einem Gespräch zu seinem 80. Geburtstag. „Bei der Planung hat man fest damit gerechnet, dass die Amerikaner Deutschland verlassen und die Südstadt stark wächst.“ Eine Fehleinschätzung.

St. Michael in der Heidelberger Südstadt: Die Zukunft der Kirche ist ungewiss

Pfarrer Mogel füllte seine Kirche dennoch. Beflügelt vom Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils erfand der gebürtige Mannheimer die „Familienmesse“. Flotte Lieder, moderne Gebete, eine unverkrampfte Liturgie – das war etwas sensationell Neues in den Sechzigern. Schon nach kurzer Zeit waren Mogels Familienmessen weit über Heidelberg hinaus bekannt. „Vier Fünftel der Gottesdienstbesucher stammten nicht aus der Südstadt“, erinnerte sich Berthold Mogel. „Manche kamen von sogar aus Darmstadt und Frankfurt.“

Legendäre Frage-Antwort-Predigten

Legendär sind auch die „Frage-Antwort“-Predigten des Berthold Mogel. Die Gemeinde fragte, der Pfarrer antwortete. Mitten im Gottesdienst, oft stundenlang. Und dann ist da noch das ungewöhnliche Bronzekreuz über dem Altar von St. Michael – auch eine Mogelsche Erfindung. Kein gemarterter Jesus hängt an diesem Kreuz, sondern der auferstandene Christus steht lächelnd davor.

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Urlaub in Holland mit der halben Gemeinde

Die Inspirationen für all die modernen Ideen holte sich Mogel aus Holland, wo er stets seinen Urlaub verbrachte. Manchmal begleitet von der halben Gemeinde. „Was Berthold Mogel besonders auszeichnet, ist seine offene, spontane und positive Art auf Menschen zuzugehen“, schrieb Erzbischof Robert Zollitsch in seinem Glückwunsch zum goldenen Priesterjubiläum am 5. Juni 2005.

24 Jahre als Dekan von Heidelberg 

Mitte der Siebziger Jahren wurde Dekan Alfons Beil auf den innovativen Südstadtpfarrer aufmerksam. Man freundete sich an. 1976 schlug Beil vor, Mogel solle sich um seine Nachfolge als Dekan bewerben. Eine kluge Idee. Vier Mal in Folge wählten die Heidelberger Priester Berthold Mogel zu ihrem Sprecher. 1990 nach 24 Jahren Amtszeit kandidierte der Südstädter nicht mehr. Er hatte die Altersgrenze von siebzig Jahren erreicht.

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Eine der ersten nachkonziliaren Kirchen Süddeutschlands

2001 entdeckten die Ärzte in Berthold Mogels Gehirn ein heimtückisches Aneurysma. Operationen, lange Klinikaufenthalte. Dann kam der Schlaganfall. Im Oktober 2005 verabschiedete sich Pfarrer Mogel nach 42 Jahren endgültig von St. Michael.

Nach der Übersiedlung in seinem Alterssitz, das Haus Bethanien-Lindenhof in Heidelberg-Rohrbach ging es Berthold Mogel noch lange Jahre gut. Zwei Mal in der Woche feiert er eine katholische Eucharistie in der methodistischen Kapelle seiner betreuten Wohnanlage. „Die Kapelle“, freute sich Mogel, „war bei meinen Messen immer voll.“

 

2 Gedanken zu „Der Erfinder der Familienmesse ist tot

  1. Als Direkte Angehörige des Verstorben danken wir für diesen
    Schönen Nachruf , dieser zeigt Gefühlvoll das werken und wirken von
    Berthold.

    Grüße , Fam. Eisinger, Herrmann, Haas

  2. Mit meinen Eltern sind wir Kinder öfters zur Messe nach Rohrbach gefahren. Ich erinnere mich, dass es immer sehr kurzweilig mit Pfarrer Mogel war. Auch kannte ihn mein Vater vom Internat. Es wäre sehr schön, wenn es viele Nachfolger Christie gäbe, die ihm ähnlich sind. Ein großer Seelsorger ist tot. Herr nimm in auf bei dir.

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