Die einzige Orgel der Welt mit Metallschleier

Das neue Schmuckstück der Heidelberger Jesuitenkirche.

Symphonisch im Klang, spektakulär im Design: So sieht sie aus, die neue Orgel der Heidelberger Jesuitenkirche. Vorläufig existiert das 1,4 Millionen Euro teure Instrument allerdings nur als Computeranimation.

Doch schon Ende 2008 wird die renommierte Schweizer Orgelbaufirma Kuhn AG mit dem Aufbau der 3829 Pfeifen im Gehäuse aus anthrazit-gebeiztem Eichenholz beginnen. Die feierliche Weihe erfolgt an Pfingsten 2009.

Mit der neuen Altstadt-Orgel geht eine musikalische Durststrecke zu Ende, die 2001 mit der Renovierung der Jesuitenkirche begann. Die frühere Steinmeyer-Orgel war in die Jahre gekommen und keinesfalls mehr in der Lage, die kathedrale Weite der größten katholischen Kirche Heidelbergs mit dem gewünschten Klang zu erfüllen. Die „Steinmeyerin“ wanderte ins Museum; die Nordempore der Jesuitenkirche blieb frisch saniert, aber verwaist zurück.

Klang-Vorbild: Die Dom-Orgel von Osnabrück.

950.000 Euro übernimmt die Katholische Kirchenschaffnei.

Eine leidenschaftliche Suche nach der exakt richtigen neuen Orgel begann. Kreuz und quer reiste ein Expertengremium durch die Republik, auf der Suche nach dem perfekten Klang. Fündig geworden ist das Team um Pfarrer Joachim Dauer schließlich im Dom zu Osnabrück. Kantor Markus Uhl traf die große Liebe dort wie ein Blitzschlag: „Als ich das erste Register dieser Orgel gespielt habe, wusste ich: Genau so muss sie klingen!“

950.000 Euro, so der Finanzierungsplan für die Schwesterorgel der Osnabrückerin, wird die Pfälzer Katholische Kirchenschaffnei übernehmen. Für den Rest springt neben der Kirchengemeinde der „Orgelbauverein“ in die Bresche. Er hat den  Verkauf von Orgelpatenschaften initiiert und will später auch dafür sorgen, dass eine kleinere Chororgel die Jesuitenkirche komplett macht.

Ihre Akustik prädestiniert die Jesuitenkirche für Orgelkonzerte.

Unter der Führung des Weinheimer Unternehmers Reinhart Freudenberg trugen sich schnell namhafte Sponsoren wie Manfred Lamy, Manfred Lautenschläger, Bernhard Schreier oder Hans-Peter Wild in die Patenliste für ganze Register ein. Aber auch die kleinen Zimbeln für nur 25 Euro fanden ihre Liebhaber. Etwa ein Drittel der Orgelpfeifen ist bislang verkauft, bilanziert Pfarrer Dauer. Die übrigen Prinzipale, Glockenspiele oder Gedeckte, so erwartet er, werden ihre Spender noch finden, sobald die Fertigstellung näher rückt.

Schwer verliebt in sein Instrument:
Kantor Markus Uhl
.

“Klanglich ist die neue Orgel ungeheuer vielseitig“, schwärmt Kantor Markus Uhl. „57 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal, verleihen dem Instrument große Kraft und Farbenvielfalt.“ Ihre ideale Akustik der Jesuitenkirche sei prädestiniert für überregional bedeutende Orgelkonzerte und biete außergewöhnliche Möglichkeiten für das Orgelspiel im Gottesdienst.

Die Transparenz ist zukunftsweisend.

Optisch betritt die Heidelberger Orgel mutig, aber sehr stimmig orgelbauerisches Neuland. Über dem schlichten und mit Rundtürmen ergänzten Grundkörper wird sie als erste Orgel der Welt ein Kleid tragen – aus weitmaschigem Edelstahl-Flachspiralgewebe. Dieser großflächige Schleier, erklärt Architekt Christian Taufenbach, sei zunächst nichts anderes als eine zeitgenössische Interpretation der klassischen Schleierbretter, die verhindern, dass man in die Orgel hineinsehen kann.

Der moderne Metallschleier
reflektiert das Licht
.“So

Zukunftsweisend ist aber die Transparenz. Der Metallschleier verdeckt die Pfeifen nicht, sondern legt sich wie eine zusätzliche Haut darüber. Lediglich die Labien, also die Lippen der Orgelpfeife, bleiben des Klanges wegen frei.

„So eine Orgel gab es noch nie in der Geschichte des Orgelbaus.“

Der wirklich faszinierende Effekt des Metallschleiers, erklärt Taufenbach, liegt in seiner Fähigkeit, das Licht zu reflektieren. Das Orgeldesign nutzt damit geschickt eine Besonderheit der Jesuitenkirche, die nach Süden ausgerichtet ist, so dass die Morgensonne wie auch das Abendrot ungehindert durch die Seitenfenster  fluten können. „Je nach Tageszeit erstrahlt die Orgel immer wieder in anderen Farben und neuem Glanz“, begeistert sich der Architekt. „So eine Orgel gab es noch nie in der Geschichte des Orgelbaus.“

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