Familienfest mit Bischof

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Langjährige Freunde: Dekan Dauer (l.)
und Bischof Ackermann

Eigentlich ist es die Geschichte einer Freundschaft: Zwei junge Priesterstudenten werden Anfang der Achtziger Jahre nach Rom geschickt.

Der eine kommt aus Freiburg, der andere aus Trier. Beide tun sich anfangs schwer mit der Fremde und den strengen Leben am Jesuitenkolleg. Das schweißt zusammen. Man hält Kontakt, auch als sich die Wege nach der Priesterweihe trennen.

Heute ist Stephan Ackermann der Bischof von Trier. Als Missbrauchsbeauftragter der Bischofskonferenz war er 2010 auf allen Kanälen zu sehen. Und Joachim Dauer ist Dekan von Heidelberg-Weinheim. In der Heidelberger Jesuitenkirche feierte er jetzt sein 25-jähriges Priesterjubiläum. Mit mehr als 500 Gästen und – natürlich – Bischof Stephan Ackermann.

Pontifikalamt mit einem Hauch von Volksfest

Normalerweise ist ein Priesterjubiläum mit Pontifikalamt eine recht steife Angelegenheit. Ganz anders in Heidelberg. Man feierte familiär, freundschaftlich, mit einem Hauch von Volksfest. Bischof Ackermann hatte Mitra und Stab in Trier gelassen und war als „Privatperson“ nach Heidelberg gereist.

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Ohne Mitra und Stab: Der Bischof war
„als Privatperson“ gekommen

Nach dem Gottesdienst stürzte er sich mit einem Glas in der Hand ins Getümmel und stand Schlange bei den Fleischkäs-Brötchen. Vor dem Bischof eine Seniorin, hinter ihm ein Ministrant mit seiner kleinen Schwester. Ebenso entspannt die Atmosphäre im Festgottesdienst. Alle waren geladen, Platzkarten gab es keine.

Am Altar, um den sich fast zwanzig Priester versammelt hatten, blieb man beim vertraulichen „Du“. Zumal Christian Hennecke, Regens des Hildesheimer Priesterseminars und Bestseller-Autor, ebenfalls sein Silberjubiläum feierte. Hennecke war zusammen mit Joachim Dauer am 10. Oktober 1986 in der römischen Pfarrkirche Sant’Ignazio zum Priester geweiht worden. „Ich habe den Eindruck, lieber Joachim, dass die Jesuitenkirchen Dich nicht loslassen“, sagte Bischof Ackermann in seiner Ansprache.

Eine Freundschaft zwischen Atlantikurlaub und Gotteserfahrung

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Joachim Dauer bei
seiner Priesterweihe

Der Trierer Oberhirte fand sehr persönliche Worte für den Freund aus Studientagen, mit dem er noch oft seinen Sommerurlaub verbringt. „Mir zuliebe reisen wir fast immer in südliche Gefilde“, verriet Joachim Dauer. 2011 waren die beiden Priester an der nordspanischen Atlantikküste.

Die weltliche Seite dieser Freundschaft. Von der spirituellen sprach Stephan Ackermann in seiner Predigt. Von anstrengenden Exerzitientagen in absolutem Schweigen war da die Rede. Und von Gotteserfahrung. „Diese intensiven Tage von Meditation und Gebet“, sagte Ackermann, „helfen, das Leben zu ordnen, ja sogar eine Lebenswahl zu treffen.“

Von Untergrombach bei Bruchsal in die ewige Stadt Rom

Joachim Dauer hat seine Lebenswahl sehr früh getroffen. 1961 in Karlsruhe geboren, wuchs er – behütet und gut katholisch – in Untergrombach bei Bruchsal auf. Der Vater leitete den Kirchenchor; die Mutter spielte die Orgel. Als Gymnasiast begegnete Dauer der Fokolarbewegung, der er bis heute angehört. Fokolare haben sich „gelebte Geschwisterlichkeit“ zur Aufgabe gemacht und leben wie die Urchristen in Gütergemeinschaft.

Studientage in Rom: Ackermann (l.)
und Dauer (ganz rechts)

Nach dem Abitur übersiedelte der Bruchsaler ins Priesterseminar nach Freiburg. Zusammen mit 36 jungen Männern, darunter der heutige Heidelberger Pfarrer Christof Heimpel und der Mannheimer Dekan Karl Jung. Nur die Hälfte des Kurses hielt durch.

Von den fünf Deutschen, die mit Dauer in Rom geweiht wurden, wirken heute nur noch drei als Priester. Promotion, Vikariat bei Karlsruhe und in Mannheim, Direktor des Spätberufenenseminars in Sasbach, Regens des Priesterseminars in Freiburg.

Ein römischer Kardinal in der kleinen St.-Anna-Kapelle

Dann 2008 der Sprung ins kalte Wasser: Joachim Dauer wurde zum Dekan des neuen Großdekanats Heidelberg-Weinheim gewählt. 85 000 Katholiken. Ländlich die Bergstraße, urban Heidelberg. Baustellen an jeder Ecke. Die größte heißt „Stadtkirche Heidelberg-Eppelheim“, in der sich 40 000 Katholiken unter einem pastoralen Dach zusammenfinden sollen. Managerarbeit.

Kardinal Walter Kasper
Kardinal Kasper zelebrierte
in der St. Anna-Kirche

Doch Joachim Dauer ist nicht nur Dekan, er ist auch der Stadtpfarrer von Heidelberg. Dauer tauft gern und traut gern, er hört jeden Samstag die Beichte und zelebriert in der kleinen St. Anna-Kirche in der Heidelberger Altstadt die Werktagsmessen. Sie haben Kultstatus erreicht, seit an einem Dienstag im Herbst 2010 plötzlich der römische Kardinal Walter Kasper erschien, um einen Gottesdienst zu zelebrieren. In Heidelberg verkehrt man familiär mit Würdenträgern.

Dem Trierer Bischof Stephan Ackermann jedenfalls scheint die lockere Atmosphäre beim Jubiläumsfest gefallen zu haben. Er stand inmitten einer Menschentraube und unterhielt sich angeregt. „Joachim Dauer“, lobte der 49-jährige Bischof, „ist ein Wir-Mensch. Ich weiß, wie viel er in Freundschaften investiert.“

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