Wo das bunte Licht tanzt

Die „neue“ Klosterkirche
der Abtei Neuburg
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Zuerst sieht man nur das Licht. Bunte Farbspiele huschen wie lebendige Wesen über den geseiften Holzboden. Sie tanzen auf den weißen Wänden und lassen das schöne alte Goldkreuz hinter dem Altar in allen Nuancen des Regenbogens funkeln. Jeden Augenblick ein neues Bild, jeden Augenblick eine neue Stimmung.

Man sitzt auf den modernen Eichenbänken in der frischrenovierten Klosterkirche der Abtei Neuburg in Heidelberg-Ziegelhausen und mag nicht mehr aufhören zu schauen. Eine tiefe Ruhe strahlt dieser Kirchenraum aus, der nach eineinhalb Jahren Umbauzeit nicht wiederzuerkennen ist. Wo früher dunkles Holz und schweres Chorgestühl dominierten, ist heute alles hell und heilig.

Kein einziger Cent stammt aus der Kasse der Mönche.

Abt Franziskus Heeremann:
Kloster als Ort der Begegnung.

922 000 Euro hat die Renovierung der Klosterkirche gekostet. Kein einziger Cent stammt aus der Kasse der Mönche. „Wir konnten den gesamten Umbau durch Spenden oder Zuschüsse finanzieren“, sagt Abt Franziskus Heereman zufrieden. 400 000 Euro gab das Erzbistum Freiburg. 420 000 Euro brachte der Verein der Freunde der Abtei Neuburg ein, der inzwischen 330 Mitglieder zählt.

Sehr konzentriert wirkt er, der neue Kirchenraum. Er ist vollkommen ausgerichtet auf den Altar aus rotem Sandstein, der wie eine Perle von einer Fassung aus rostigem Eisen umhüllt wird. Der Dielenboden aus hellem Douglasienholz, der Länge nach verlegt, unterstreicht die Zentrierung des Raumes zum Altarraum hin. In den kommenden Wochen sollen die durchsichtigen Fenster im Langhaus durch farbige Künstlerfenster ersetzt werden, die Maria Theresia von Fürstenberg entworfen hat.

Mönche und Gemeinde
agieren auf einer Ebene.

Eine trennende Schranke zwischen Mönchen und Gemeinde gibt es nicht mehr

Eine trennende Schranke zwischen dem Chorgestühl der Mönche und den Bänken Gemeinde gibt es nicht mehr. Allerdings ist für den Konvent, der momentan aus 17 Patres und Brüdern besteht, ein eigener Bereich vor den Stufen zum Altar reserviert. Das neue „Chorgestühl“ ist in U-Form angeordnet. „Diese Anordnung gewährt dem Konvent eine sehr wohltuende Intimität“, findet Abt Franziskus Heereman.

Mönche und Gemeinde agieren zwar auf einer gemeinsamen Ebene, sind aber nicht vermischt. Die Anordnung der Bänke in der neuen Klosterkirche ist symbolisch. Seit zehn Jahren geht die Neuburger Kommunität konsequent einen Weg der Öffnung. Längst ist Stift Neuburg kein Benediktinerkloster hinter hohen Mauern und mit fest verschlossenen Türen mehr. „Wir verstehen uns heute als Ort der Begegnung von Menschen, die einen Sinn im Leben suchen“, definiert Abt Franziskus.

Gästehaus und Refektorium sind nun auch für Frauen geöffnet.

Die luftige Möblierung der Kirche
unterstreicht neue Offenheit.

Solche Begegnungen geschehen auf unterschiedliche Weise: im Gottesdienst, im Stundengebet der Mönche, in den Vorträgen und Diskussionen der Reihe „Dialog im Stift“, beim Schreiben von Ikonen, bei Konzerte, bei Einkehrtagen oder Auszeiten im Gästehaus. Dort können sich seit Anfang des Jahres auch Frauen einmieten. „Wir haben Gästehaus und Refektorium probeweise für Damen geöffnet“, bestätigt der Abt.

Äußeres Zeichen für die neue Offenheit in der Benediktinerabtei sind die Umbaumaßnahmen, die seit 2006 fast 2,1 Millionen Euro verschlungen haben. Wo früher eine winzige dunkle Pforte jeden Einblick ins Kloster verwehrte, findet sich heute ein großer offener Empfangsraum.

Aus dem einstigen Kapitelsaal ist eine warme Aula geworden.

Während des Umbaus war die
Aula der Gottesdienstraum
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Aus dem einstigen Kapitelsaal ist eine warme Aula geworden, ausgestattet mit modernster Technik. Der Bereich der strengen Klausur der Mönche beschränkt sich auf die oberen Stockwerke des Klosters. „Als ich ins Kloster eingetreten bin, musste ich sogar meine Armbanduhr abgeben“, erinnert sich Abt Franziskus. „Heute haben die Mönche Zugang zum Internet.“

Gebetet wird dennoch rund um die Uhr. Jetzt sogar wieder in einer richtigen Kirche. „Wir haben Wert darauf gelegt, dass es einen Bereich gibt, in den man sich zum stillen Gebet zurückziehen kann“, sagt der Abt. Die hübsche, kleine Johanneskapelle beherbergt die beiden einzigen Heiligenbilder in der neuen Klosterkirche: Papst Gregor den Großen und eine bezaubernde Madonna. Die Kapelle wird beleuchtet vom Schein vieler, vieler Kerzen.

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