Neue Hoffnung für das Haus der Begegnung

Das „Haus der Begegnung“ in
Heidelberg steht seit 2009 leer

Es gibt wieder Hoffnung für das katholische Haus der Begegnung in der Heidelberger Merianstraße: Ab April 2012 wird die baufällige Immobilie mitten in der Altstadt wohl in den Besitz der Pfälzer Katholischen Kirchenschaffnei übergehen.

„Die Anzeichen verdichten sich, dass wir das Haus der Begegnung übernehmen“, bestätigte Schaffneidirektor Fred Wittmann auf Anfrage. Damit könnte endlich eine Sanierungs-Odyssee zu Ende gehen, die sich schon mehr als fünf Jahre hinzieht.

Ein Abrissobjekt zwischen Alter Universität und Jesuitenkirche

Erst wollte der katholische Dekan Joachim Dauer das Gebäude durch einen schicken Neubau ersetzen, was dem Denkmalschutz nicht gefiel. Dann schrieb man einen Wettbewerb aus, dessen Siegerentwurf letztlich nicht finanzierbar war. Seit Dezember 2009 steht das Haus der Begegnung leer.

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Der Siegerentwurf
des Wettbewerbs war zu teuer

Rechts liegt die Alte Universität, schräg gegenüber erhebt sich die Jesuitenkirche. Dazwischen das Haus der Begegnung. Ein jammervoller Anblick: Zugeschmierte Fenster, bröckelnder Putz, löchriger Sandstein, überall Müll. Im windgeschützten Eingang lagern des Nachts die Penner.

Viel zu retten ist hier nicht mehr. Zumal es sich beim Haus der Begegnung keineswegs um ein barockes Original, sondern um einen nachgemachtes Gebäude aus dem Jahr 1968 handelt. Miserable Bausubstanz, diagnostizierte der Denkmalschutz. Lediglich zwei Wände stammen aus dem Barock, sind aber allein nicht schützenswert. Ein Abrissobjekt.

30 000 Euro Preisgeld für eine Idee, die nie realisiert wurde

Aber in touristischer Top-Lage. Da greift der Quartierschutz. Ein modernes High-Tech-Gebäude mit viel Stahl und Glas, wie es Dekan Joachim Dauer ursprünglich hatte planen lassen, lehnten sowohl der Denkmalschutz als auch die Stadtverwaltung ab. Der zweite Entwurf für einen Neubau – er konnte den bundesweiten Architektenwettbewerb für sich entscheiden – bediente sich eines optischen Tricks. Hinter der rekonstruierten Barockfassade sollte sich ein ultramodernes Glashaus verstecken.

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30 000 Euro Preisgeld erhielt ein Wieblinger Architektenteam für diese ungewöhnliche Idee. Realisiert wurde sie nicht. Das Erzbischöfliche Ordinariat fand die Baukosten von mindestens 5,4 Millionen viel zu hoch und strich kurzerhand den Zuschuss. Ohne die Freiburger Millionen konnte die katholische Pfarrgemeinde Heilig Geist, der das Haus der Begegnung gehört, den Neubau nicht stemmen. Zwei Jahre herrschte Funkstille

Jetzt tritt die Pfälzer Katholische Kirchenschaffnei auf den Plan. Die Kirchenschaffnei ist eine Stiftung, die in der Heidelberger Weststadt sitzt und sich um die Erhaltung von 42 Kirchen und kirchlichen Gebäuden in Nordbaden kümmert. Da das Stiftungsvermögen nicht weniger werden darf, muss die Schaffnei ihr Geld so geschickt anlegen, dass es alljährlich eine ordentliche Rendite abwirft. Womit dann die Kirchen saniert werden. Streng kontrolliert von einem Stiftungsrat investiert die Pfälzer Kirchenschaffnei fast ausschließlich in Immobilien, vor allem in Mietshäuser.

Repräsentatives Bürohaus ohne Firlefanz

Der neue Hausherr:
Schaffneidirektor Fred Wittmann

Ein Mietshaus für moderne Büroräume soll jetzt auch das Haus der Begegnung werden. „Wir kaufen der Pfarrgemeinde das Grundstück zum ortsüblichen Preis ab und erwerben das baufällige Gebäude für eine symbolische Summe“, verrät Schaffneidirektor Fred Wittmann. Wenn alles glatt läuft, soll die Sanierung 2013 beginnen. Die Kirchenschaffnei hätte am liebsten ein repräsentatives Haus ohne architektonischen Firlefanz. „Der Entwurf muss stark abgespeckt werden“, findet Fred Wittmann.

Derzeit sucht der Schaffneidirektor unter den katholischen Einrichtungen nach Mietern, die in das neue Haus einziehen wollen. Die Ehe-, Familien- und Lebensberatung steht ebenso auf Wittmanns Liste wie das Dekanat Heidelberg-Weinheim, das Kirchenbuchamt, das Bildungswerk oder die Citypastoral an der Jesuitenkirche. Auf extrabillige Mieten, das stellt Fred Wittmann ausdrücklich klar, dürfen aber auch katholische Institutionen nicht hoffen. „Als Stiftung müssen wir streng darauf achten, dass unsere Objekte gut vermietet werden.“

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