Weißer Rauch für die Stadtkirche Heidelberg

Seit vier Monaten warten Heidelbergs Katholiken auf eine Entscheidung von Erzbischof Zollitsch. Jetzt ist der Brief da. „Spätestens am 1. Januar 2015“, steht darin geschrieben, „bilden die Pfarreien der Städte Heidelberg und Eppelheim eine einzige Seelsorgeeinheit.“ Weißer Rauch also für die „Stadtkirche Heidelberg“ mit 40000 Gläubigen.

Geleitet wird die Mega-Einheit von Dekan Joachim Dauer. Das ist eine Überraschung. Dauer hatte darum gekämpft, dass die Leitung der Stadtkirche einem anderen Priester übergeben wird. Stadtkirche und Dekanat seien zusammen kaum zu schaffen, so seine Argumentation. Erzbischof Zollitsch sieht das anders. Er will eine „klare Regelung, wer in Heidelberg der Repräsentant der Katholischen Kirche ist.“ Immerhin: Dauer darf noch einen weiteren Priester zum Dekan-Stellvertreter ernennen.

Es muss sofort losgehen, denn die Zeit ist knapp und von der Stadtkirche noch kaum die Silhouette zu erkennen. Vorbilder, an denen sich die Heidelberger und Eppelheimer orientieren könnten, gibt es nicht. „Mit der Bildung der Stadtkirche Heidelberg beschreiten wir in unserer Erzdiözese Neuland“, heißt es in dem Brief aus Freiburg.

Dekan Dauer leitet die Stadtkirche

„Mit der Stadtkirche beschreitet die Erzdiözese Neuland“

Um etliche Details muss diskutiert und gerungen werden. Wie viele Leute sitzen im Pfarrgemeinderat? Wie setzen sich die neuen Gemeindeteams zusammen? Wer ernennt sie? Welche Aufgabe haben die Priester? Und, und, und. „Das Steuerungsteam wird sich so schnell wie möglich wieder an die Arbeit machen“, sagt Dekan Dauer. Die über achtzig Pfarrgemeinderäte der bisherigen fünf Seelsorgeeinheiten sitzen ab Herbst wieder zusammen.

Die dringendste Baustelle ist aus Sicht des Freiburger Ordinariats „ein klares Profil der mitarbeitenden Priester in der Stadtkirche Heidelberg“. Neben dem Dekan arbeitet ein Team aus vier oder fünf Priestern in der Stadtkirche, das sich ausschließlich um die Gottesdienste und die Seelsorge für die vierzigtausend Gläubigen kümmern soll. Fest versprochen ist, dass alle Priester in den Pfarrhäusern wohnen bleiben dürfen, in denen sie jetzt schon leben. „Wahrscheinlich werden sie an ihrem Wohnort auch im Gemeindeteam mitarbeiten“, vermutet Dekan Joachim Dauer.

Jesuitenkircheinnen
Die Jesuitenkirche ist das größte Gotteshaus der neuen Stadtkirche Heidelberg.

In den Pfarreien, in denen die Priester wohnen, werden auf jeden Fall verlässliche Sonntagsgottesdienste gefeiert. Für alle anderen Kirchen gilt ein wechselnder Plan. Dauer: „Momentan haben wir in Heidelberg und Eppelheim mehr als dreißig Eucharistiefeiern an jedem Wochenende. Diese hohe Zahl können wir nicht beibehalten.“

Jede Pfarrei erhält künftig ein „Gemeindeteam“

14 katholische Pfarrgemeinden gibt es derzeit in Heidelberg und Eppelheim. Sobald die Stadtkirche errichtet ist, werden es nur noch elf sein. Sowohl in der Seelsorgeeinheit Philipp Neri (Weststadt, Südstadt, Bergheim) als auch in der Seelsorgeeinheit Heidelberg-Nord (Neuenheim, Handschuhsheim) wollen sich die bislang getrennten Pfarrgemeinden zu einer Einheit zusammenschließen. „Wir sind in den Jahren als Seelsorgeeinheit zusammengewachsen“, begründet der Neuenheimer Pfarrer Josef Mohr die Fusion seiner beiden Gemeinden.

Orgelweihe Jesuitenkirche
Die Stadtkirche kommt. Und ein Einweihungsfest auch.

Der neue Norden besteht aus etwa 8000 Katholiken und wird künftig wie alle anderen Pfarreien ein Gemeindeteam erhalten, das hauptsächlich aus Ehrenamtlichen besteht. Der hauptamtliche Seelsorger, der zum Gemeindeteam gehört, darf nicht zum Sprecher gewählt werden. Die Größe des Gemeindeteams fluktuiert je nach Größe der Pfarrgemeinde. Im kleinen Schlierbach dürften drei oder vier Engagierte genügen, um das Gemeindeleben  lebendig zu halten. Im großen Kirchheim braucht es dafür schon fünfzehn oder zwanzig Ehrenamtliche.

Der Pfarrgemeinderat darf maximal fünfzig Mitglieder haben

Das Gemeindeteam wird nicht gewählt, sondern berufen. Vom Pfarrgemeinderat und vom Pfarrer. „Dies geschieht in der Regel für mindestens zwei Jahre“, steht in der brandneuen Satzung für Pfarrgemeinderäte zu lesen. Wie solche Berufungen in der riesigen Stadtkirche konkret funktionieren sollen, darüber dürfen die Pfarrgemeinderäte der jetzigen Seelsorgeeinheiten ab Herbst brüten.

Sie müssen auch entscheiden, wie viele Mitglieder der Pfarrgemeinderat der großen Stadtkirche Heidelberg haben wird. Mindestens elf müssen es sein, damit jede Pfarrei vertreten ist. Höchstens fünfzig dürfen es sein, sagt Freiburg. „Ich gehe fest davon aus, dass die großen Pfarrgemeinden mehr Vertreter entsenden dürfen als die kleinen“, sagt Dekan Dauer. Im Stiftungsrat der Stadtkirche wird das eher nicht so sein. In diesem Gremium sitzt wohl für jede Pfarrei ein Pfarrgemeinderat. Damit es ein Verbindung zwischen Gemeindeteam und Pfarrgemeinderat gibt, muss ein Ehrenamtlicher pro Pfarrei Mitglied in beiden Gremien sein.

Pfarrer_Brandt
Pfarrer Johannes Brandt wird stellvertretender Leiter der Stadtkirche

Die hauptamtlichen Seelsorger der neuen Stadtkirche – Gemeindereferentinnen, Pastoralreferentinnen, Diakone – werden nicht mehr wie bislang einer bestimmten Pfarrei zugeordnet. Sie übernehmen in Zukunft Aufgaben für die ganze Stadtkirche. Ein oder zwei Seelsorger kümmern sich um die Firmvorbereitung, andere um die Kommunionskinder, wieder andere sind für die Vorbereitung der Taufen zuständig. Gerade für die Jugendarbeit ist diese Bündelung der Kräfte ein Segen, findet Dekan Joachim Dauer: „Die katholischen Jugendlichen in Heidelberg und Eppelheim erfahren sich durch die Stadtkirche als große, starke Gemeinschaft. Das gibt ihnen Selbstbewusstsein und Kraft.“

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