Zwischen Friedrichsdorf bei Eberbach und Gauangelloch bei Leimen liegen vierzig Kilometer oder fünfzig Auto-Minuten. Das ist die Ausdehnung des evangelischen Kirchenbezirks Neckargemünd-Eberbach. Mit nur 32000 Protestanten zählt er zu den kleinsten der Badischen Landeskirche.
Dafür verteilt Neckargemünd-Eberbach seine 28 Gemeinden auf einer stattlichen Fläche „krumm um Hessen herum“, wie Dekan Ekkehard Leytz definiert. Wirtschaftlich könnte der Zusammenschluss inhomogener kaum sein. „In Eberbach gibt es immer weniger Arbeitplätze“, sagt Leytz. In Auferstandener Christus auf dem Heidelberger BergfriedhofNeckargemünd hingegen explodieren die Immobilienpreise. Zwei Welten. Wie man sie zu einer Einheit schmieden kann, darüber beriet jetzt die Bezirkssynode. Erstmals mit dabei war Oberkirchenrat Professor Christoph Schneider-Harpprecht aus Karlsruhe, der neue Gebietsreferent.
„Die Atmosphäre im Kirchenbezirk ist sehr gut. Jetzt gilt es, das Miteinander zu stärken.“ So griffig brachte Dekan Ekkehard Leytz das Programm der vierstündigen Sitzung im Neckargemünder Luther-Haus auf den Punkt. Den Großteil des Abends verwandten die 70 Synodalen darauf, die vier Regionen ihres Kirchenbezirks kennenzulernen. Da ist im Osten die strukturschwache Region um Eberbach. In der größten Stadt des Kirchenbezirks sitzen die Bezirksdiakonie, das Bezirkskantorat und das einzige Gruppenpfarramt. Die Region „Elsenztal“ liegt im Einzugsgebiet von Heidelberg und SAP und prosperiert entsprechend.
In den Regionen „Kleiner Odenwald“ und „Steinachtal“ sind die Gemeinden so klein, dass ein Pfarrer für drei, vier oder gar fünf Kirchen zuständig ist. Einen Zusammenhalt zwischen den Dörfern herzustellen, ist nicht immer einfach. Trotzdem „sind derzeit alle Pfarrstellen besetzt“, freute sich Ekkehard Leytz. Fünf Pfarrerinnen und Pfarrer im Kirchenbezirk befinden sich noch im Probedienst.
„Der Tauftag sollte Modell für die Landeskirche sein“
Leuchtturm und spiritueller Mittelpunkt des Kirchenbezirks Neckargemünd-Eberbach ist das Kloster Lobenfeld. Das Geistliche Zentrum offeriert Bildungsangebote, die sehr nachgefragt werden. Überhaupt scheint der Bildungshunger auf dem Land groß zu sein. „Auch die Glaubenskurse für Erwachsene sind bei uns enorm gut angelaufen“, berichtete Dekan Leytz. „Wir mussten viele Kurse teilen, weil der Zulauf so groß war.“ Zwei Drittel der Kursteilnehmer waren regelmäßige Kirchgänger, eine Drittel sei neu hinzugekommen. Alle zwei Jahre offeriert der Kirchenbezirk im Kloster Lobenfeld einen Tauftag, der ebenfalls großen Zulauf hat. „Dieser Tauftag sollte ein Modell für die ganze Landeskirche werden“, fand Schneider-Harpprecht.
Womit wir bei den Familien wären. „Der Glauben bildet sich in den ersten zwanzig Lebensjahren aus“, erläuterte Oberkirchenrat Schneider-Harpprecht. Angebote für Familien wie Krabbelgottesdienste, Kindertagesstätten und natürlich der Religionsunterricht seien daher wichtig. Vor allem an den Grundschulen müsse die Kirche noch stärker als bisher präsent sein, forderte Schuldekan Manfred Hilkert. „Gerade haben wir in Neckargemünd mit 250 Schülern aus vier verschiedenen Schulen einen Weltgebetstag zum Thema Bahamas gefeiert.“
Und das Fazit des Abends in Neckargemünd? Wie gelingt das Zusammenwachsen? „Zuerst machen wir eine Aufstellung über alle unsere Kleinode“, berichtete Ekkehard Leytz. Schöne kleine Kirchlein oft mit herrlichen Fresken gebe es nämlich etliche zwischen Friedrichsdorf und Gauangelloch. Sobald die Broschüre gedruckt ist, sollen sich alle auf den Weg machen zur Besichtigungstour. Mit dem Fahrrad beispielsweise.