Die Kaufleute kehren in die Kirche zurück

Ingo Strugalla leitet die
Stiftung Pflege Schönau

Die evangelische Kirche will ihre ehrbaren Kaufleute wiederhaben. „Unternehmer und Selbständige bildeten früher den Kern unserer Kirche, heute trifft man sie kaum noch in einem Gremium“, beobachtet Ingo Strugalla, der Chef der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau (ESPS). Für die Kirche, findet Strugalla, ist das Verschwinden der Betriebswirte ein Riesenverlust.

Aber auch den Führungskräften fehlt etwas, wenn sie sich der Kirche entfremden. Die Anbindung an die protestantische Ethik beispielsweise. Oder die seelsorgerische Betreuung. Weshalb Ingo Strugalla – er führt immerhin eine der fünfzehn größten Stiftungen Deutschlands – ein eigenes Forum für protestantische Führungskräfte etablieren will: Den „Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer“.

Kann man guten Gewissens in Solarenergie investieren

Das Zauberwort heißt Wirtschaftsethik. Sie ist eines der wichtigsten Themen der Zukunft. Und eines der schwierigsten. „Ressourcenverwendung, Energie, Ernährung, Gentechnik, Transparenz, Nachhaltigkeit – all diese Fragen muss ein Unternehmen künftig in seine Entscheidungen einbeziehen“, erklärt Ingo Strugalla.

Die Stiftung Pflege Schönau
in der Heidelberger Weststadt
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Dabei reicht es längst nicht mehr, den Weg der geringsten Kosten zu suchen. Es gilt auch, das Prestige der Firma im Auge zu behalten. Ein ramponiertes Image aufzupolieren dauert Jahre und verschlingt Millionen. „Compliance“ nennt die Betriebswirtschaft die Selbstverpflichtung eines Unternehmens, bestimmte ethische Regeln einzuhalten.

Als kirchliche Stiftung muss man noch vorsichtiger investieren als privatwirtschaftliche Unternehmen“.

Das klingt einfacher als es ist. Die Sonnenenergie zum Beispiel ist eine gesellschaftlich hoch angesehene Form der Energiegewinnung. Damit kann man als Unternehmen ordentlich Imagepunkte sammeln. Allerdings werden zur Herstellung von Solarstrom große Mengen der sogenannten „Seltenen Erden“ benötigt.

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Diese Metalle bauen Arbeiter in der Dritten Welt ab, zum Teil unter hoch gesundheitsschädlichen Bedingungen. „Kann ein Unternehmen also guten Gewissens auf Sonnenergie setzen?“, fragt Stiftungs-Chef Strugalla. Als Geschäftsführer einer kirchlichen Stiftung, die „große Summen bewegt“, muss er noch vorsichtiger investieren als privatwirtschaftliche Unternehmen. „Für die ESPS ist Compliance ein Riesenthema.“

„Es tut gut, wenn man weiß, wie andere Unternehmen unterwegs sind.“

Für die BASF auch. „Schützt Compliance vor Reputationsverlust?“ Diese Frage beantwortete Helmut Rödder, Chief Compliance Officer des Ludwigshafener Chemieunternehmens, beim letzten Treffen der „Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Unternehmer“ (AEU). „Es war ein authentischer Vortrag, dem eine lebhafte Diskussion folgte“, berichtet Ingo Strugalla. „Es tut gut, wenn man weiß, wie andere Unternehmen unterwegs sind.“

600 Mitglieder hat der AEU bundesweit. Die regionale Arbeitsgruppe „Metropolregion Rhein-Neckar-Pfalz“ hat sich vor zwei Jahren konstituiert. Die evangelischen Führungskräfte der Kurpfalz treffen sich drei Mal im Jahr zu Vortrags- oder Kaminabenden. „Das Durchschnittalter liegt momentan bei 58 Jahren. Jüngere Führungskräfte sind hoch willkommen“, wirbt Strugalla.

Führungskräfte fühlen sich oft allein. Ein Seelsorger kann helfen.

Prälat Schächtele
soll als Mittler fungieren
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Und wie profitiert die Evangelische Kirche von der  Manager-Initiative? Auf diese Frage reagiert Ingo Strugalla sehr nachdenklich. In ihm hat sich in den letzten Jahren der Eindruck verfestigt, dass die Kirche „Berührungsängste mit den Unternehmern“ habe. Als wolle man dem „bösen“ Kapital lieber nicht zu nahe kommen. „Kennt die Kirche ihre größten Steuerzahler überhaupt?“, fragt der Pflege-Chef provokant.

Diese Fremdheit will der AEU aufbrechen; eine enge Verzahnung zwischen Evangelischen Unternehmern, Landeskirche und Oberkirchenrat herstellen. Professor Traugott Schächtele, der Prälat von Nordbaden, soll diese Mittlerrolle übernehmen. Und dabei gleichzeitig in die Rolle des „Unternehmer-Seelsorgers“ hineinwachsen.

„Führungskräfte fühlen sich oft allein“, weiß Ingo Strugalla. „Sie haben ein großes Bedürfnis nach seelsorgerischer Betreuung.“ Gut, wenn man den Seelsorger schon kennt. Dann bittet es sich leichter um Hilfe.

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