38 Grad im Schatten. Vor solchen Temperaturen kapituliert sogar ein Erzbischof. „Dann machen wir heute eben mal ein hemdsärmeliges Bild“, lachte Stephan Burger mit Blick auf die hochgekrempelten Ärmel seines schwarzen Collarhemdes. So locker hatte man ihn bisher noch nie gesehen.
Vor genau einem Jahr ist der 53-Jährige zum Erzbischof von Freiburg geweiht worden. Jetzt besuchte Burger erstmals Schriesheim an der Bergstraße. Im katholischen Pfarrzentrum nahm der neue Oberhirte an einem Treffen aller Seelsorger des Dekanats Heidelberg-Weinheim teil. Das Thema: Die Firmung.
Freundlich, aufmerksam und vollkommen uneitel war Stephan Burger schon immer. Jetzt gewinnt er zunehmend an Ausstrahlung. Das Jungenhafte in seinem Wesen ist zwar noch da, aber es ist etwas Neues hinzu gekommen, das man wohl Charisma nennen könnte. Seit einem Jahr reist Erzbischof Burger kreuz und quer durch sein Bistum, um die Menschen kennen zu lernen. Offensichtlich ein gutes Training. Inzwischen geht er völlig unverkrampft in neue Situationen hinein. Doch darüber will er jetzt nicht sprechen. Hier geht es um die Firmung.
Ein Moment von hoher Intensität
Es ist ein Moment von hoher Intensität. Der Bischof im roten Gewand mit Mitra tritt vor jeden Jugendlichen hin, sieht im tief in die Augen und erfragt seinen Namen. Man plaudert zwei, drei Sätze, dann zeichnet der Bischof mit duftendem Chrisamöl ein Kreuz auf die Stirn des Firmanden. „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Solch eine Begegnung vergisst man nicht so schnell.
„Es hat sich sehr viel geändert, seit ich gefirmt worden bin“, erinnert sich Stephan Burger im Gespräch. „Zu meiner Zeit wurden oftmals fünf Jahrgänge zusammengefasst, das war eine echte Massenveranstaltung.“ In Löffingen im Hochschwarzwald ist der Erzbischof aufgewachsen. Der Vater führte ein Autohaus, die Familie hatte fünf Kindern. Bruder Tutilo Burger ist der Erzabt des Benediktinerklosters Beuron.
Heute hingegen, fährt Stephan Burger fort, versuche die katholische Kirche „intensiv und bewusst“ auf die Jugendlichen und ihre Situation einzugehen. „Oftmals ist es im normalen Freundes- oder Familienkreis ja gar nicht möglich, sich über den Glauben auszutauschen“, überlegt Burger. Deshalb geschehe die Vorbereitung auf die Firmung stets in kleinen Gruppen, in denen eine „andere Atmosphäre“ herrsche.
Fünfzig Prozent ergreifen die Chance
„Wofür brennst Du?“, lautet das Firm-Motto 2015. Die katholischen Jugendlichen aus Schriesheim und Dossenheim nutzten die Gelegenheit, um Menschen kennenzulernen, die für eine Sache brennen. Das konnte eine Malerin sein oder ein Musiker oder der Abt eines Klosters. Die Anmeldung zur Firmung ist freiwillig. Etwa fünfzig Prozent eines Jahrgangs lassen sich firmen. „Die Jugendlichen ergreifen ernsthaft die Chance, ihren Glauben noch einmal zu reflektieren“, weiß der Freiburger Erzbischof. „Wie sich das langfristig auswirkt, entzieht sich natürlich unserer Kenntnis.“
Das Ende der Firmvorbereitung markierte in der Seelsorgeeinheit Schriesheim-Dossenheim ein zwanzig-minütiges Einzelgespräch mit dem Pfarrer Ronny Baier, der Pastoralreferentin Veronika Gwosch oder einem Mitglied des Pfarrgemeinderates. Es sollen, so hörte man, für beide Seiten sehr bereichernde Gespräche gewesen sein. „Jugendarbeit steht und fällt mit dem persönlichen Kontakt“, betont Erzbischof Burger. Aber das gelte generell für die Glaubensvermittlung. „Wenn es gelingt, ein Vertrauensverhältnis zu einem Menschen herzustellen, dann kann ich auch Glaubensbotschaften transportieren.“