Wer im Rohbau arbeitet, muss Schutzhelm tragen. Das sagt Artikel 5 der Bauarbeitenverordnung und macht auch bei Pfarrern keine Ausnahme. Weshalb sich Pfarrer Christof Heimpel von der katholischen Seelsorgeeinheit Philipp Neri in Heidelberg mit weißem Kopfschutz präsentierte – passend zur Albe.
David Reichert, der evangelische Pfarrer von Heidelberg-Bergheim, nahm das Risiko in Kauf, beim Gebet von einem Dachziegel getroffen zu werden. Was nicht geschehen ist. Gutgelaunt konnte die Gottesdienstgemeinde zwischen Erdhügeln und Betonmischern das Richtfest des neuen ökumenischen Kirchenraums in der Heidelberger Bahnstadt feiern.
Die beiden großen Kirchen treten bescheiden auf in der neuen Bahnstadt
Viel zu sehen gibt es noch nicht. Der Kirchenraum befindet in der Galileistraße 25 im Erdgeschoss eines zehnstöckigen Wohnhauses, von dem bislang nur das Betonskelett steht. Auch drumherum ist alles wüst und öd. Doch irgendwann sollen man auf dem Gadamerplatz flanieren können, und der Hinterausgang des Kirchenraums wird sich zum Gelände der künftigen Bahnstadt-Schule öffnen.
150 Quadratmeter verteilt auf zwei Zimmer haben evangelische und katholische Kirche langfristig angemietet. In einem Raum sollen sich Gruppen treffen, der andere dient als Büro und als Gesprächszimmer. Die beiden großen Kirchen treten bescheiden auf in der Bahnstadt.
Ursprünglich war ein ökumenisches Kirchenzentrum in der Bahnstadt geplant
Vor fünf Jahren hatte sich das alles noch anders angehört. Ein ökumenisches Kirchenzentrum mit einer Kapelle wollte man bauen. Für die rund 5000 Menschen, die ab 2015 in der Bahnstadt leben werden. „Ich erinnere mich noch genau an die großartigen Pläne mit den vielen Sälen“, sagte Christof Heimpel in seiner Ansprache. Die evangelische Dekanin Marlene Schwöbel-Hug blickte sogar etwas wehmütig zurück: „Natürlich hätten wir gern etwas Größeres gehabt, aber weder die Landeskirche in Karlsruhe und noch das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg haben mitgezogen. Jetzt sind wir froh, dass wir dieses hier haben.“
Gottesdienste werden in dem neuen Kirchenraum „vorerst“ nicht gefeiert
Was „dieses hier“ genau darstellt, konnte beim Richtfest niemand wirklich definieren. Klar ist nur, dass die ursprüngliche Idee eines „Kirchenladens“ inzwischen verworfen wurde.
„Wir wollen ja nichts verkaufen, sondern in diesem neuen Stadtteil einen Ort schaffen, an dem man Gott suchen und finden kann“, erklärte David Reichert. Was nicht heißt, dass in dem neuen Kirchenraum Gottesdienste gefeiert werden. „Vorerst jedenfalls nicht“, sagte Reichert.
Stattdessen soll der ökumenische Kirchenraum offen sein für „sinnstiftende Angebote“ (Heimpel) und „Begegnungen“ (Reichert). Natürlich werde es jeden Tag feste Öffnungszeiten geben, in denen auch Seelsorger anwesend sind, betonte Pfarrer Christof Heimpel. „Aber ein großartiges Programm wollen und können wir nicht anbieten.“ Die Bahnstädter müssen ihren Kirchenraum schon selbst mit Leben füllen. Für den Sommer 2013 ist die Eröffnung geplant.