Der Fußball-Pfarrer spielt jetzt in der Peterskirche

Hans Georg Ulrich ist neuer evangelischer
Hochschulpfarrer in Heidelberg
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Am Samstag Nachmittag um Viertel vor Fünf ist Pfarrer Hans-Georg Ulrichs glücklich. Seine Predigt liegt fertig auf dem Tisch. Ein Waldlauf hat den Kopf frei geblasen. Gleich beginnt im Radio die Schlusskonferenz der Bundesliga. Fußball. Für den 44-jährigen evangelischen Pfarrer ist das mehr als ein Hobby. Fußball war einmal sein Leben.

Während des deutschen „Sommermärchens 2006“ fungierte Ulrichs als offizieller WM-Pfarrer der evangelischen Kirche. Selbst die BILD-Zeitung widmete ihm damals eine Titelstory. Inzwischen hat sich der promovierte Theologe der Wissenschaft zugewandt. Im Oktober 2010 wurde Dr. Hans-Georg Ulrichs in der Peterskirche als neuer Pfarrer der Heidelberger Studierendengemeinde eingeführt.

Fußball-Pfarrer Ulrichs
während der WM 2006
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Eine Schlagzeile der BILD-Zeitung machte Ulrichs berühmt.

„Ein WM-Pfarrer für Klinsi – 1974 und 1990 hat es schon geholfen.“ Hans-Georg Ulrichs muss immer noch lachen, wenn er diese Schlagzeile hört. BILD hatte den jungen Karlsruher Pfarrer damit über Nacht zur VIP gemacht. Ulrichs im Fernsehen, Ulrichs im Rundfunk. Ulrichs im Spiegel. Und das, obwohl die Geschichte gar nicht stimmte.

„Ich betreute keineswegs die Nationalmannschaft, sondern sollte dafür sorgen, dass die evangelische Kirche bei der WM präsent war“, stellt Ulrichs klar. Der große Eröffnungsgottesdienst in Berlin beispielsweise fiel in sein Aufgabengebiet. Das DFB-Team sah der WM-Pfarrer nur von weitem. Weshalb es wahrscheinlich auch nicht geklappt hat mit dem Titel.

Was soll man in Ostfriesland anderes tun als Fußballspielen?

Die Liebe zum runden Leder hat der neue Studentenpfarrer schon als Junge entdeckt. Hoch im Norden, in einem Provinzstädtchen bei Leer. Ulrichs Vater war Kaufmann, die Mutter stammte aus den Niederlanden. Fünf Söhne gehörten zur Familie. Viel los war in Westoverledingen nicht. „Als Jugendlicher in Ostfriesland konnte man nichts anderes tun als Fußballspielen.“

Hans-Georg Ulrichs mit seinem
ältesten Sohn Malte
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Was nicht weiter schlimm war, denn das Kicken habe ihm Spaß gemacht, sagt Ulrichs. Auch wenn er nie ein begnadeter Spieler gewesen sei. „Aber ich konnte immer schneller rennen als die Anderen.“ Heute läuft der Pfarrer Langstrecke. 1 Stunde 52 Minuten braucht er für den Heidelberger Halbmarathon.

Die Entscheidung für die Theologie fiel kurz vor dem Abitur. Ulrichs Zwilling Karl Friedrich wählte dasselbe Fach – unabhängig von seinem Bruder. Die Verbindung zwischen den beiden eineiigen Zwillingen ist ungewöhnlich eng. Die Brüder tun ohne Absprache oft das Gleiche: Sie kaufen sich identische Brillen, werden gleichzeitig krank und suchen sich ähnliche Jobs. „Mein Bruder ist auch gerade an eine Hochschule gewechselt“, lacht Hans-Georg Ulrichs. Er lacht gern und erzählt viel. Ungewöhnliche Eigenschaften für einen Ostfriesen.

Karlsruhe-Durlach.

In einem Seminar über die Sünde fand er die Liebe.

An der Bergischen Hochschule in Wuppertal lernte Ulrichs Griechisch und Hebräisch; dann kam Tübingen. Ausgerechnet in einem Seminar mit dem Titel „Die Sünde“ kreuzte sich der Blick des Ostfriesen mit dem einer Blondine. Martina Reister. Heute ist sie Mutter von drei Söhnen, dreizehn, elf und zehn Jahre alt.

Karlsruhe-Durlach. Zehn glückliche Jahre. Das Ehepaar Ulrichs teilte sich eine Pfarrstelle, während ihre Kinder mit Garten und Kater unbeschwert aufwuchsen. Doch Hans-Georg Ulrichs hatte noch einen zweiten – halben – Job: Als „Landeskirchlicher Beauftragter für Sport und Vereine“ tingelte er zu den Bolzplätzen. „Die Kirche kann nicht warten, bis die Leute zu ihr kommen“, erklärt Ulrichs. „Wir müssen die Menschen dort abholen, wo sie sind.“

„Ich möchte Diskussionen über die Grenzfragen des Lebens anschieben.“

Jetzt also Hausherr an der Peterskirche. Viel hat er sich vorgenommen, der neue Studierendenpfarrer. Das gottesdienstliche Profil der Peterskirche will er schärfen.

Die Peterskirche ist die
Heidelberger Universitätkirche.

Die älteste Kirche der Heidelberger Altstadt soll ein sonntäglicher Anziehungspunkt für all jene Protestanten werden, die sich einen Gottesdienst auf akademischem Niveau wünschen.

Den Studierenden will Hans-Georg Ulrichs ein „positives religiöses Angebot“ machen. Zuhören, Begleitung, Gespräch. „Ich möchte aber auch Diskussionen quer durch alle Fakultäten anschieben über die Grenzfragen des Lebens.“ Für neue Formate sei er immer offen, sagt der neue Pfarrer. In Karlsruhe war Hans-Georg Ulrichs dafür bekannt, dass er Erwachsene im Fluss getauft hat.

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