Ein Erzbischof zum Anfassen

Er ist liebenswürdig und selbstbewusst: Erzbischof Stephan Burger in Mannheim

Die Spannung war spürbar in der vollbesetzten Mannheimer Jesuitenkirche. Wie ist er wohl, der neue Erzbischof, den bislang kaum jemand kennt?

Um diese Unsicherheit aus der Welt zu schaffen, reist Stephan Burger ab sofort kreuz und quer durch sein Bistum. Antrittsbesuche machen. Denn: „Was ist ein Erzbischof ohne seine Diözese?“ Beim Start der Pastoralreise in Mannheim konnte Burger kräftig punkten. Der Erzbischof sei liebenswürdig, habe seine Sache im Griff und wisse was er wolle, urteilten die Mannheimer, nachdem Burger zwei Stunden lang Hände geschüttelt hatte. Ein Erzbischof zum Anfassen.

Ein stimmiges, berührendes und in jeder Sekunde bischöfliches Hochamt

Am Anfang jedoch stand der Terror. Stephan Burger dankte den Mannheimern von Herzen für das eindrucksvolle interreligiöse Friedensgebet, zu dem sich katholische und evangelische Christen, Juden und Muslime am Samstag in der Marktplatzkirche versammelt hatten. „Das ist die richtige Art, Zeugnis abzulegen gegen den Terror und das Böse.“

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Burger zelebrierte in der Jesuitenkirche souverän und präsent

Damit war der Bann gebrochen. Stephan Burger zelebrierte ein stimmiges, berührendes und in jeder Sekunde bischöfliches Hochamt. Der Erzbischof verfügt über eine gut ausgebildete, sonore Stimme mit stattlichem Volumen, was bei einer gesungenen Messe sehr von Vorteil ist. Zumal in einer so eindrucksvollen Kirche wie der „Basilika Carolina“, wie Dekan Karl Jung seine Jesuitenkirche gern nennt.

An Ausstrahlung und Präsenz hat der Freiburger Erzbischof in dem halben Jahr nach seiner Weihe deutlich hinzugewonnen. Wirkte Burger im Juni noch ein wenig unbeholfen und jungenhaft, so präsentierte er sich jetzt souverän und präsent. Offensichtlich wächst da gerade jemand an seinem Amt. „Ich wurde ja von der Wahl überrascht und hatte keine Zeit, mich auf die Aufgabe vorzubereiten“, hat Stefan Burger Ende letzten Jahres vor Journalisten zugegeben. „Von heute auf morgen ging es von Null auf Hundert.“

Der Erzbischof nutzte die Gelegenheit, um den Mannheimern in Sachen „Kindertaufe“ ins Gewissen zu reden

Stephan Burger predigt mit Manuskript, aber er liest nicht ab. Er hat seine Gemeinde stets im Blick, die Sätze sind klar, die Sujets verständlich. Am gestrigen Sonntag feierte die katholische Kirche die Taufe Jesu. Der Freiburger Erzbischof nutzte die Gelegenheit, um den Mannheimern in Sachen „Kindertaufe“ ins Gewissen zu reden.

Eine der schönsten Kirchen des Erzbistums: Die  Jesuitenkirche in Mannheim

Immer mehr Eltern, so Burger, versteckten sich hinter dem pseudoliberalen Argument, das Kind solle später selbst entscheiden, ob es getauft werden wolle oder nicht. Bei genauem Hinsehen halte diese Begründung nicht stand, meinte der Freiburger Oberhirte. „Die Freiheit des Kindes wird überall eingeschränkt, wo Eltern ihren Erziehungsauftrag wahrnehmen.“ Ob Zähneputzen oder Schulunterricht: „Die Kinder tun das alles nicht immer freiwillig und gerne.“

Eine Standpauke, die bei den Mannheimern offensichtlich angekommen ist. Beim Empfang nach dem Gottesdienst jedenfalls wurde Predigt lebhaft diskutiert. Erzbischof Stephan Burger drückte derweil Hände, segnete Rosenkränze, posierte für Selfies, gab ein kurzes Fernsehinterview oder umarmte eine Delegation seiner früheren Pfarrei in Rot. „Der Empfang hier tut mir von Herzen gut“, strahlte Burger. „Mit den richtigen Leuten, kann man eben die richtig Feste feiern.“

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