Das Energiewunder von Meckesheim

Meckesheim

Der Grundstein wird geweiht: Pfarrer Endisch (r.), Pfarrer Stern (Mitte), Bürgermeister Moos

Bislang galt die katholische Filialkirche St. Martin in Meckesheim als eher unspektakulärer Sichtbetonbau aus den Sechziger Jahren. Jetzt mausert sie sich zu einem Modellprojekt für das gesamte Erzbistum Freiburg. St. Martin wird eine der ersten Plus-Energie-Kirchen Deutschlands. „Wir produzieren künftig mehr Energie, als wir verbrauchen“, erklärt Pfarrgemeinderat Bernhard Heck.

Möglich machen dieses Wunder eine Photovoltaikanlage und eine Vorfassade aus transparentem Polycarbonat. Das riesige Kirchenschiff wird um die Hälfte verkleinert. Auf der früheren Orgelempore entsteht ein Gemeindezentrum. 1,9 Millionen Euro kostet der Umbau. An Ostern 2016 soll er fertig sein. Jetzt feierte man Richtfest.

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St. Martin vor der Renovierung: Eine eher unspektakuläre Kirche aus den Sechzigern

Auf drei Grundsteine ruhte St.Martin schon, ein vierter kam – mit einer Bronzekiste als Kern – beim Richtfest hinzu. Für das neue Gemeindezentrum. „Das ist eine stabile Grundlage, die den Bau zusammenhält“, befand Pfarrer Karl Endisch. Der Leiter der Seelsorgeeinheit Neckar-Elsenz segnete gemeinsam mit dem Meckesheimer Pfarrer Bernhard Stern den neuen Grundstein. Er wurde unter dem Beifall einer großen Menge auf halber Höhe in die Kirchenmauer eingefügt. Direkt neben der neuen überdachten Außentreppe, die der Silhouette von St. Martin einen modernen Touch verleiht.

Vier Grundsteine erzählen Kirchengeschichte

Die Ruine der mittelalterlichen St.Martins-Kirche. Ein Ausflugsziel.

Die vier Steine erzählen die Geschichte der katholischen Kirchen von Meckesheim. Im Mittelalter gab es hier eine bekannte Wallfahrtskirche, die der Dreißigjährige Krieg zerstörte. Die Ruine ist heute ein Ausflugsziel. Die Nachfolgekirche entstand erst 1904: St. Antonius im Ortszentrum, ein hübsches neoromanisches Gotteshaus. Als nach dem zweiten Weltkrieg katholische Flüchtlinge aus dem Osten in großer Zahl nach Meckesheim strömten, war St. Antonius schnell zu klein. Man nutzte den Bau fortan als Gemeindehaus. Die neue katholische Sankt-Martins-Kirche, 1962 geweiht, bot Platz für mehr als 700 Gläubige.

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In der alten katholischen Kirche wohnt heute ein Designer.

„230 Plätze brauchen wir heute höchstens noch“, sagt Pfarrgemeinderat Bernhard Heck. Da St. Martin nach fünfzig Jahren dringend renovierungsbedürftig war, traf die Pfarrgemeinde 2012 eine schwere Entscheidung: Kirche und Gemeindehaus sollten unter einem Dach vereint werden. Mit wehem Herzen verkauften die Katholiken ihre alte St. Antonius-Kirche, die heute ein schmuckes Wohnhaus ist. Architekt Bernhard Nicola vom Erzbischöflichen Bauamt in Heidelberg entwarf eine moderne Zwei-In-Einem-Kirche. Am 17. Januar 2015 erfolgte der erste Spatenstich.

Das Kirchenschiff ist künftig nur noch halb so groß 

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Vor der Sanierung bot St. Martin Platz für 700 Gläubige.

Der Altarbereich von St. Martin bleibt unverändert, das Kirchenschiff ist künftig aber nur noch halb so groß. Die Orgel wandert eine Etage nach unten und steht ebenerdig in einer Nische an der neu eingezogenen Rückwand des Kirchenraums. „Der Freiburger Orgelinspektor hat den Standort geprüft und für gut befunden“, versichert Pfarrgemeinderat Heck. Jenseits der neuen Trennwand wird es einen abgeschlossene Beichtraum, eine kleine Werktagskapelle, eine Teeküche, moderne Toiletten, eine Treppe und einen Aufzug geben. Er garantiert den barrierefreien Zugang zum Gemeindezentrum oben auf der ehemaligen Orgelempore. Es verspricht ein großer, lichtdurchfluteter Raum zu werden, der als Zusatzluxus sogar noch geräumige Abstellkammern besitzt.

„Das ist eine eindrucksvolle Baustelle, auf die wir sehr stolz sind“, sagte Meckesheims Bürgermeister Hans-Jürgen Moos beim Richtfest. Er beobachte wie viele andere Meckesheimer kontinuierlich den Fortschritt.

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Der Zugang zum neuen Gemeindesaal. Hier war früher die Orgelempore.

Noch nicht so recht vorstellen kann man sich die Vorfassade aus durchsichtigem Kunststoff, die die Kirche umhüllen wird. „Bislang besaß St. Martin praktisch keine Wärmedämmung“, berichtet Architekt Bernhard Nicola. Im Winter beteten die Gläubigen in der Kälte. Aber wie verträgt sich die Schutzhülle mit den schönen
Künstlerfenstern, die sich fächerartig und raumhoch über die beiden Langwände der Kirche ziehen? Die Fenster sind der einzige Schmuck von St. Martin. „Durch die Kunststoffhülle wird der Lichteinfall um maximal ein Drittel verringert“, verspricht Bernhard Nicola. Wenn die Sonne scheint, tanzen in St. Martin also auch in Zukunft die bunten Lichter.

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