Dieser Bischof geht wirklich an die Ränder

Bischof Reinhold Nann
wirkt in Peru

Hoher Besuch auf dem Dilsberg bei Neckargemünd: Bischof Reinhold Nann war aus Peru angereist, um in Sankt Bartholomäus ein Pontifikalamt zu zelebrieren. Das klingt wie eine kleine Sensation. Für die Dilsberger Katholiken war es aber eher ein Wiedersehen mit einem guten Freund.

Zwanzig Jahre lang betreute Reinhold Nann als Priester die Andendörfer der Diözese Trujillo, zu denen auch die Dilsberger Partnergemeinde Motil gehört. Im August 2017 wurde Reinhold Nann dann überraschend zum Bischof der Diözese Caraveli im Süden Perus ernannt. Nann erfuhr von seiner Ernennung mitten im tropischen Regenwald. Der Mann kann was erzählen.

Den Priester vom Kaiserstuhl zog es schon früh zu den Ärmsten der Armen

Auf eine Kirchenkarriere hat Reinhold Nann nie spekuliert. Im Gegenteil. Den Priester, der am Kaiserstuhl aufgewachsen ist, zog es schon früh zu den Ärmsten der Armen: In die Slums von Lima oder zu den Indigenen in den Anden. „Ich bin ein Allrad-Missionar mit Schlamm an den Schuhen“, lächelte der 57-jährige beim Kaffee im gemütlichen Wohnzimmer von Barbara und Wilhelm Berberich auf dem Dilsberg.

Reinhold Nann liest eine Messe
im Peruanischen Urwald

Das Freiburger Ordinariat tat sich zunächst schwer mit Reinhold Nanns „Chemie für die einfachen Menschen“. Erst als Erzbischof Saier 1986 die Peru-Partnerschaft ins Leben rief, durfte Nann dort tätig werden, wo sein Herz schlägt. „In Peru“, sagte Reinhold Nann, „ist die Kirche noch nicht so verbeamtet wie in Deutschland, sondern näher dran an den Menschen.“

Reinhold Nann ist offener, liebenswürdiger und bescheidener Bischof. Er hat eine Menge Charisma und agiert sehr unabhängig. Unter Papst Benedikt wäre ein Priester wie er nie Bischof geworden, glaubt Reinhold Nann. Doch Franziskus denke anders. „Der Papst hat die Rückkehr zum Auftrag der Bibel angestoßen. Die Armen und die Seelsorger, die an die gesellschaftlichen Ränder gehen, stehen plötzlich im Zentrum der Kirche.“ Deutlich spürbar geworden sei dieser Wandel beim alljährlichen Treffen der neu geweihten Bischöfe in Rom. „Da war kein einziger Kirchenmanager mehr darunter. Alle waren Praktiker wie ich, der aus der ärmsten Ecke Perus kommt.“

Das Leben als Missionar zu aufzugeben,
ist Nann schwer gefallen

Der Bischofsring aus schwarzem Kokosholz ist ein Andenken an den Regenwald

Bischof Rainaldo, wie ihn die Peruaner nennen, trägt einen Bischofsring aus schlichtem schwarzen Kokosholz. Er ist ein Andenken an seine fünf Monate Peruanischen Regenwald, wo noch rund 200 indigene Stämme ohne Kontakt zur Außenwelt leben. Hier im Urwald wollte Reinhold Nann eigentlich künftig als Priester wirken. Doch dann kam der Anruf aus Rom, die Weihe und der Umzug in die Hochanden.

Die Stadt Caraveli liegt 1700 Meter hoch, umgeben von 5000 Meter hohen Gletschern. Das ganze Jahr über ist es tagsüber trocken und warm. Nachts kühlt es ab. Nanns Bistum ist etwa so groß wie Baden-Würrtemberg. Dort leben aber nur 150000 Menschen. Die 22 Pfarreien werden von 15 Priester betreut. Bis zum äußersten Rand seiner Diözese fährt Reinhold Nann 12 Stunden mit dem Geländewagen.

„Mein Büro ist ein Zimmer zur Untermiete im Pfarrzentrum“

Nann bei Franziskus: „Dieser Papst kennt
den Auftrag der Bibel.“

Solche Entfernungen lassen wenig Zeit für Schreibtischarbeit. „Ich habe die schlankste Verwaltung der Welt“, lachte der Andenbischof auf dem Dilsberg. „Mein einziger Angestellter ist Sekretär und Fahrer in einer Person. Mein Büro ist ein Zimmer zur Untermiete im Pfarrzentrum.“

Vier Jahre, erzählte Reinhold Nann beim Abschied, habe Rom gesucht, um einen Bischof für Caraveli zu finden. Alle haben abgewunken. Nur der Deutsche nicht. „In den abgelegensten Orten, dort wo keiner hin will, fühle ich mich am wohlsten.“

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