„Dieser Preis ist ein Segen für die Theologie“

Markus Lautenschläger, der Sohn des Stifters, hat den 10. Lautenschläger-Award verliehen.

Treffen sich Karl Barth und Thomas von Aquin in der Ewigkeit. Der evangelische und der katholische Theologe fassen sofort eine herzliche Abneigung gegeneinander. Doch weil man im Himmel viel Zeit hat, kommen sie trotzdem ins Diskutieren. 300 Seiten später ist aus der scheinbaren Unvereinbarkeit der beiden christlichen Denksysteme ein lebhafter Dialog geworden.

Jeffrey Skaff, ein junger Theologe von der Universität Princeton, hat aus diesem spannenden Setting ein Buch gemacht. Und dafür nun den „Manfred Lautenschläger-Award for Theological Promise“ erhalten. Der Preis gilt als weltweit bedeutendste Auszeichnung für den religionswissenschaftlichen Nachwuchs. Mit einem Festakt in Heidelbergs Alter Aula feierte „The Lautenschlaeger“ jetzt seinen zehnten Geburtstag.

Bei der Gründung der Universität schritt die Theologie allen anderen Fächern voran.

Eine prächtige Kulisse: Die Decke der Aula in der Alten Universität.

Die Theologie hat es heute oft schwer, als empirische Wissenschaft wahrgenommen zu werden. In früheren Jahrhunderten war das völlig anders, sagte Professor Matthias Weidemüller, Prodekan und Physiker, in seiner Begrüßung. Zum Beweis lenkte den Blick der zahlreichen internationalen Gäste der Preisverleihung auf die Decke der Alten Aula. Dort sieht man die Theologie, wie sie bei der Gründung der Universität 1386 allen anderen Fächern voranschreitet.

Dieses Erbe ist mehr als Grund genug, an der Ruperto Carola einen theologischen Forscherpreis auszuloben, befand Professor Michael Welker vor zehn Jahren. Und tatsächlich gelang es dem international wohl renommiertesten Heidelberger Theologen, den Stifter Manfred Lautenschläger für diese Idee zu begeistern. Zehn junge, talentierte Theologen aus der ganzen Welt werden seitdem alljährlich mit dem Lautenschläger-Award ausgezeichnet.

Es spielt keine Rolle, aus welcher religiösen Tradition die Arbeiten stammen.

„The Lautenschlaeger“ prämiert herausragende Dissertationen zum Thema „Gott und Spiritualität“. Es spielt bei der Preisvergabe keine Rolle, aus welcher religiösen Tradition die Arbeiten stammen. Die Verfasser dürfen allerdings nicht älter als 35 Jahre sein.

Zehn junge Theologie-Talente aus der ganzen Welt wurden prämiert.

Der Lautenschläger-Award ist mit zehn Mal 3000 Euro dotiert. 20 Gutachter aus 15 Ländern wählen die Preisträger aus. „90 Prozent unserer ehemaligen Award-Gewinner sind heute Professoren“, berichtete Professor Welker bei der Preisverleihung stolz.

Die Gewinner erhalten zudem die Gelegenheit, sich bei einem dreitägigen Kolloquium im Heidelberger „Forschungszentrum für Internationale und Interdisziplinäre Theologie“ auszutauschen und mit einigen Preisrichtern zu diskutieren. Gesprochen wird beim Symposium wie bei der Preisverleihung nur Englisch.

Im Jahr 270 wäre es beinahe gelungen, Christen und Buddhisten zu einer gemeinsamen Religion zusammen zu führen.

„In diesem Jahre haben wir Bewerbungen von jungen Forschern aus der ganzen Welt erhalten“, berichtete Michael Welker. „Das Bandbreite der Themen war enorm groß.“ Da ging es beispielsweise um die Frage, warum in dem geheimnisvollen „Buch Esther“ aus dem Alten Testament Gewalt ausdrücklich legitimiert wird.

Professor Michael Welker ist der weltweit bekannteste Heidelberger Theologe.

Ein junger holländischer Theologe untersuchte, wie es dem Persischen Religionsführer „Mani“, um das Jahr 270 beinahe gelungen ist, die Anhänger Jesu, Buddhas und Zoroasters zu einer gemeinsamen Religion zusammenzuführen. Das wäre das Ende des Christentums gewesen. 

Eine englische Theologin suchte in ihrer Arbeit nach den weiblichen Anteilen Gottes, den sie als „himmlische Hebamme“ begreift. Ein Schotte wiederum durchleuchtete die Schriften des Apostels Paulus auf Spuren antiker Wahrsagerei. Die einzige Deutsche unter den Preisträgern ist Annemarie Pilarski von der Universität Regensburg. Die katholische Theologin beschäftigte sich mit Eugenius II. von Toledo, einem asketischen Bischof auf dem 7. Jahrhundert. Er glaubte, nur durch Gedichte könne man sich dem Wesen Gottes annähern.

Der Preis ist international hoch anerkannt und zeigt wie vielfältig die theologische Forschung ist.

Dekan Jan Stievermann.

„Wirtschaft und Theologie können durchaus voneinander profitieren“, fand Markus Lautenschläger, der in Vertretung seines Vaters die Preise verlieh und künftig die vielfältigen Stiftungen der Familie Lautenschläger betreuen wird. Für die Theologie sei der Award ein Segen, befand Professor Jan Stievermann, der Dekan der Theologischen Fakultät. Der Preis sei international hoch anerkannt und mache deutlich, wie vielfältig die theologische Forschung ist.

Dann lächelte der Dekan in Richtung Preisträger. „Vor vielen Jahren“, sagte Stievermann, „habe ich hier den Templeton-Award erhalten, den Vorgängerpreis des Lautenschläger-Awards. Der Preis hat mirsehr geholfen, meinen Weg zu finden. Mag dasselbe für Sie gelten.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.