Johannes Schreiter: Hochzeit in Heidelberg

Hochzeit in der Peterskirche:
Barbara und Johannes Schreiter

Johannes Schreiter hat seinen Frieden gemacht mit der Stadt, die ihn die bitterste Abfuhr seines Lebens erteilte.

„Ich werde immer bedauern, dass mein Fensterzyklus in der Heiliggeistkirche nicht realisiert wurden, aber ich trage Heidelberg nichts nach“, betonte der Glaskünstler bei seiner Hochzeit.

Am 10. Oktober 2009 hat der 79-Jährige seiner 26 Jahre jüngere zweiten Frau Barbara in der Heidelberger Peterskirche das Ja-Wort gegeben. Als Überraschung präsentierte Johannes Schreiter auch noch einen neuen Fenster-Entwurf. Bislang trägt er den Arbeitstitel „Das Hochzeitsfenster“. Im Dezember 2009 soll das neue Schreiterfenster in der Peterskirche realisiert werden.

Der „Heidelberger Fensterstreit“ spaltete die Stadt in zwei Lager

Das Physik-Fenster
in Heiliggeist

Sie waren das Gesprächsthema der Jahre 1981 bis 1985: die „Schreiterfenster“ für die Heiliggeistkirche. Modern, provokativ und mit viel Rot wollte der Künstler und gläubige Christ die Beziehung der modernen Welt zum Glauben reflektieren. Das „Physik-Fenster“, als Prototyp zur Serie im südlichen Seitenschiff eingebaut, konfrontierte Einsteins Gleichung e = m c2 mit dem Datum des Atombombenabwurfs auf Hiroshima.

Kaum enthüllt, spaltete das Schreiterfenster Heidelberg in zwei Lager: Glühende Befürworter standen erbitterten Gegnern gegenüber. Zwei Jahre sorgte der „Heidelberger Fensterstreit“ bundesweit für enormes Medienecho, dann fiel 1986 die Entscheidung: Die Heiliggeistpfarrei lehnte die Entwürfe von Johannes Schreiter ab.

Durch Schreiters Fenster gelangt die Universitätskapelle zu „reiner Schönheit“

Funkstille. Zwanzig Jahre lang. Die Universität war es schließlich, die Johannes Schreiter nach Heidelberg zurückholte. 2005, zu Schreiters 75. Geburtstag, ernannte die Theologische Fakultät den Erneuerer der Glasmalerei zum Doktor der Theologie honoris causa. „Er hat durch seine Glasbilder der Kunst wieder einen Platz in der Kirche verschafft“, sagte Professor Theo Sundermeier in seiner Laudatio.

Professor Sundermeier
hat das Paar getraut

Die Wiedereröffnung der Peterskirche ein paar Monate später geriet zum Schreiter-Festival. Gleich vier neue goldgelbe Fenster lassen „die Universitätskapelle im Sonnenlicht zu reiner Schönheit gelangen“ (Sundermeier).

Bei einem Abendessen von Freunden hat sich das Paar kennengelernt

Professor Theo Sundermeier war es denn auch, der Barbara und Johannes Schreiter in der Peterskirche getraut hat. Bei einem Abendessen hat sich das Paar kennengelernt, etwa eineinhalb Jahre nach dem tragischen Tod von Schreiters erster Frau Edith. „Die Freunde, die uns eingeladen haben, bestreiten bis heute jede Kuppelei-Absicht“, lachte die frischgetraute Frau Schreiter.

Die gelernte Krankenschwester studiert im zweiten Semester Theologie in Mainz. Der Hochzeitsempfang fand stilecht im anliegenden Karl-Jaspers-Haus statt.

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