Modernes Glashaus hinter barocker Fassade

hdb_architekt
Voll Tatendrang: Dekan Dauer (l.) und Architekt Schäfer (m.)

Noch ist es friedlich in der Heidelberger Merianstraße. Keine Zäune, keine Bagger, keine Kräne. Doch die Uhr tickt. Das alte „Haus der Begegnung“ steht leer; die Pläne für das neue „Haus der katholischen Kirche“ sind fertig.

Ein Hightechgebäude aus Glas und Stahl soll es werden, gut versteckt in einer barocken Hülle. „Wir rekonstruieren die Barockfassade originalgetreu und bauen – etwas zurückgesetzt – ein modernes Glashaus hinein“, erklärt Architekt Armin Schäfer. 5,4 Millionen Euro wird Vorhaben kosten. „1,3 Millionen Euro kommen vom Erzbistum Freiburg“, sagt Dekan Joachim Dauer. „Eine Million Euro übernimmt Pfarrgemeinde Heilig Geist und 3,1 Millionen Euro die katholische Gesamtkirchengemeinde.“ Ab Januar 2011 hat die Heidelberger Altstadt eine Großbaustelle mehr.

Von einem „Raumwunder“ ist die Rede: Befreit von den Anbauten aus dem Jahr 1968 wird das neue „Haus der katholischen Kirche“ zwar äußerlich deutlich kleiner werden als sein Vorgänger. Im Inneren jedoch bietet es viel mehr Platz für Büros und Säle. „Statt der jetzigen drei extrem hohen Geschosse werden wir vier normale Stockwerke einziehen“, erläutert Armin Schäfer.

Ein Schaufenster der katholischen Kirche in Heidelberg.

Ein Anbau aus Glas verbindet Haus
der Begegnung und Gästehaus.

Eine Etage mehr bei unveränderter Fassade – wie soll das mit den Fenstern funktionieren? Armin Schäfer lächelt. Jetzt kommt der Trick „neues Haus in alter Schachtel“, mit dem das Büro „AAg“ den Architekten-Wettbewerb gewonnen hat: Zwischen der alten Fassade aus Stein und der neuen aus Glas verläuft ein Lichtschacht. Er sorgt dafür, dass auch die Zimmer gut mit Tageslicht beleuchtet sind, bei denen die barocken Fenster nicht auf Augenhöhe liegen. Schäfer: „Zugleich sorgt sie Loslösung von der alten Fassade dafür, dass die Spannung zwischen alt und neu sichtbar bleibt.“

Große Veränderungen stehen dem Richard-Hauser-Platz bevor. „Das neue Haus wird ein Schaufenster der katholischen Kirche, das sich zum Platz hin öffnet“, definiert Dekan Joachim Dauer. Der Haupteingang soll deshalb direkt vis-a-vis der Jesuitenkirche liegen in einem schlanken Anbau aus Glas. Er verbindet das Barockhaus mit einem neuen Flachdach-Kubus aus Sichtbeton, der eine freiliegende Brandmauer an der Ecke zur Heugasse verdeckt.

Der Architekt rechnet mit zwei Jahren Bauzeit.

Noch-Zustand: Das Haus der Begegnung wird um eine Achse schrumpfen.

Vom Glas-Entree aus gelangt man barrierefrei zum Treppenhaus, zu den Sälen und zu den Büros. Citypastoral, Pfarrgemeinde, Jugendbüro, Bezirkskantorat, Kirchenbuchamt, das katholische Dekanat Heidelberg-Weinheim und die Ehe-, Familien und Lebensberatung ziehen ein. „Viele Einrichtungen der katholischen Kirche sind dann an einer zentralen Stelle in der Altstadt gebündelt“, freut sich Dekan Dauer.

Noch vor den Sommerferien will Joachim Dauer den endgültigen Bauantrag einreichen; mit den Nachbarn hat er schon gesprochen. „Ich erwarte keine Einsprüche.“ Die Finanzierung steht zwar, ist aber auf Darlehen aufgebaut. „Das Haus wird die Gesamtkirchengemeinde über Jahre hinweg finanziell beanspruchen“, gesteht Dauer.

Mit einer Bauzeit von zwei Jahren rechnet Architekt Schäfer. Beschwerlichkeiten wie ein Kran auf dem Richard-Hauser-Platz und die Sperrung der vorderen Merianstraße werden sich kaum vermeiden lassen. „Alles ist so eng, dass wir fast mit Teelöffeln bauen müssen.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.