Am Ende hatte sie dann doch eine kleine Träne im Augenwinkel. Und die Stimme klang auch nicht mehr so fest wie in den langen Stunden zuvor. Also beschränkte sich Monika Lehmann-Etzelmüller im evangelischen Gemeindehaus zu Schriesheim aufs Strahlen. Die 46-jährige Hemsbacher Pfarrerin führt in den kommenden acht Jahren als Dekanin den evangelischen Kirchenbezirk Ladenburg-Weinheim.
Für Lehmann-Etzelmüller votierten bereits im ersten Wahlgang vierzig von 70 Delegierten der Bezirkssynode. Gegenkandidat Pfarrer Thomas Abraham aus Lahr erhielt nur 30 Stimmen. Ein überraschend deutliches Ergebnis, mit dem im Vorfeld der Dekanswahl kaum jemand gerechnet hatte. Schuldekanin Cornelia Weber wurde mit großer Mehrheit für weitere acht Jahre im Amt bestätigt.
In den letzten Jahren ist einiges schief gegangen an der Bergstraße
Es ist kein einfacher Job, den Monika Lehmann-Etzelmüller da ergattert hat. Einiges ist in den letzten Jahren schief gegangen im Kirchenbezirk an der Bergstraße, der 51 000 Gläubige zählt. Vor allem die Zwangsfusion der Lukas- mit der Markusgemeinde im Weinheimer Westen und der geplante Abriss der Lukaskirche haben Gräben aufgerissen. Der Bau des neuen „Hauses der evangelischen Kirche“ gegenüber der Weinheimer Peterskirche gleicht einem Tohuwabohu. Das Kirchenzentrum sollte längst fertig sein, steht aber immer noch als Rohbau.
Die Hemsbacher Pfarrerin weiß um all diese Probleme. Schließlich war Lehmann-Etzelmüller vor ihrer Wahl die stellvertretende Dekanin des Kirchenbezirks. Würde die Wahlsynode ihr das jetzt hier in Schriesheim womöglich negativ anrechnen?
Thomas Abraham war zwar bis 2003 Pfarrer in Heddesheim gewesen. Jetzt stand er als Kandidat von außen aber für einen Neuanfang in Ladenburg-Weinheim. Entsprechend nervös startete Monika Lehmann-Etzelmüller in den Wahlabend. Die Vorstellungsrunde ging klar an den 53-jährigen Pfarrer aus Lahr. Doch die Hemsbacherin bewies starke Nerven. In den beiden Frage-Runden wurde die 46-Jährige von Minute zu Minute besser. Sie überzeugte vor allem durch ihre Offenheit, ihre Natürlichkeit und ihr Gefühl für Sprache.
Monika Lehmann-Etzelmüller: „Konflikte zu lösen, sehe ich als meine Stärke an“
Monika Lehmann-Etzelmüller gab zu, dass bei der Fusion im Weinheimer Westen Fehler gemacht worden sind. Vor allem in der Kommunikation. Deshalb gehe es jetzt darum „eine Fehlerkultur“ zu entwickeln, damit „aus diesen Fehlern etwas Gutes“ entstehen kann. „Konflikte zu lösen, sehe ich als meine Stärke an“, sagte die designierte Dekanin. „Außerdem kann ich mich gut vernetzen, arbeite regelmäßig in einer Supervisionsgruppe mit und lege immer wieder Pausen für Exerzitien und Einkehrtage ein.“
In Sankt Georgen im Schwarzwald wurde Monika Lehmann-Etzelmüller 1969 geboren. „Mein Vater war Holzsäger, meine Mutter Fabrikarbeiterin“, schreibt die neue Dekanin in ihrer Vita. Ein tiefgläubiges Elternhaus. Monika Lehmann-Etzelmüller besuchte eine ökumenische Schule, studierte in Heidelberg und Bochum Theologie und durchlief das Ausbildungsprogramm des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf. Hier absolvierte sie auch Teile ihres Vikariats bei der deutschsprachigen lutherischen Gemeinde.
Seit 2001 wirkt Lehmann-Etzelmüller als Pfarrerin in Hemsbach. Ihr Mann Professor Gregor Etzelmüller ist Professor für systematische Theologie an der Uni Osnabrück. Das Paar hat zwei Kinder: Anselm (14) und Ann-Sophie (10).
Und dann hat die neue Dekanin auch noch einen Predigpreis gewonnen
Landesbischof Professor Jochen Cornelius-Bundschuh verortete die Stärken der künftigen Dekanin bei der Entwicklung neuer Gottesdienstformen, ihrem Talent für Journalismus und beim Predigen. „Sie hat sogar einen Predigtpreis gewonnen.“
Kein Wunder, dass Monika Lehmann-Etzelmüller auch als Dekanin nicht auf ihre Leidenschaft für die Gestaltung schöner Gottesdienste verzichten will. Ob und wie sich dieser Vorsatz allerdings verwirklichen lässt, muss sich erst herausstellen. Im Unterschied zu ihrem Vorgänger soll Dekanin des Kirchenbezirks Ladenburg-Weinheim nämlich nur noch 30 Prozent ihrer Arbeitzeit der Gemeinde an der Weinheimer Peterskirche widmen. 70 Prozent gehören der Verwaltung des Kirchenbezirks.
Alles Gute, viel Kraft und auf allem Gottes Segen. Liebe Grüße aus Furtwangen, Helgrid