„Den Michael mögen eigentlich alle“

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Auf Michael Braatz-Tempel warten neue Aufgaben

Wer in Heidelberg-Handschuhsheim auf sich hält, geht einmal in der Woche „Zum Michael“. Oder zumindest schickt er seine Kinder dorthin. „Beim Michael“ nämlich wird weder getrunken noch debattiert, dort wird gesungen. Aus vollem Herzen, zur Ehre Gottes und auf höchstem Niveau. Seit 1997 ist Michael Braatz-Tempel Kantor an der evangelischen Friedenskirche und hat in dieser Zeit etliche Chöre aufgebaut. Jetzt warten größere Aufgaben auf ihn. 

Michael Braatz-Tempel verantwortet künftig als Bezirkskantor die evangelische Kirchemusik in ganz Heidelberg. Mit einem Festgottesdienst an Erntedank 2013 wurde „der Michael“ in sein neues Amt eingeführt.

Der Bezirkskantor ist Ansprechpartner für alle Kirchemusiker in Heidelberg

Man wird sich umstellen müssen in Handschuhsheim. Zwar hat Michael Braatz-Tempel auch weiterhin sein Büro im Pfarrhaus der Friedenskirche. Der passionierte Radfahrer dürfte dort künftig aber eher selten anzutreffen sein. „Der Bezirkskantor ist Ansprechpartner für alle Kirchenmusiker“, definierte Dekanin Marlene Schwöbel-Hug bei der Einführung.

An der Uni lehrt Braatz-Tempel das Fach „Liturgisches Singen“

Er entscheidet, welches Instrument gekauft wird. Er kümmert sich um die Förderung des kirchenmusikalischen Nachwuchses in der Stadt, bringt Organisten und Chorleiter miteinander ins Gespräch und sorgt für die musikalische Ausgestaltung großer Events wie die Verleihung der Luther-Medaille in der Heiliggeistkirche am Reformationstag.

Dass Michael Braatz-Tempel darüber hinaus um ausreichend Geld für die Heidelberger Kirchenmusik wird kämpfen müssen, erwähnte die Dekanin immerhin in einem Nebensatz. Der Hauptsatz lautete: „Musik ist ein wesentlicher Ausdruck unseres christlichen Glaubens, der nicht unterschätzt werden darf.“

In der Friedenskirche war Michael Braatz oft der letzte Hort der Harmonie

Was niemand besser weiß als Handschuhsheims Protestanten. In den Jahren des großen Streits um die Innenrenovierung der Friedenskirche, sei Michael Braatz-Tempel oft der letzte Hort der Harmonie in der Gemeinde gewesen, sagte Pfarrer Gunnar Garleff in seiner Laudatio.

Die Kantorei der Friedenskirche hat sich einen überregionalen Ruf ersungen

„Die Friedenskirche hat bewiesen, dass sie sich auf Dissonanzen und Misstöne versteht. Nur den Michael mochten eigentlich immer alle.“

In der Grafschaft Wittgenstein, südlich des Sauerlands ist Braatz-Tempel aufgewachsen, an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg hat er studiert. Heute unterrichtet der Kantor hier das Fach „Kinderchorleitung“ und bringt zudem den Studierenden an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg „Liturgisches Singen“ bei.

Hinter der liebenswürdigen Fassade verbirgt sich ein Energiebündel

Doch Vorsicht. Hinter der liebenswürdigen, bescheidenen Fassade des Handschuhsheimer Kantors verbirgt sich ein Energiebündel, das immerfort neue Ideen produziert und nur mit dem Besten zufrieden ist. Den Beweis für seinen hohen Anspruch erbrachte Braatz-Tempel beim Einführungsgottesdienst. Die Kantorei sang Leonard Bernsteins „Chichester Psalms“.

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Vorsicht: Hinter der liebenswürdigen Fassade verbirgt sich ein Energiebündel.

Auf Hebräisch. „So haben die Psalmen geklungen, als sie zum ersten Mal gebetet wurden“, freute sich Martina Reister-Ulrichs, als stellvertretende Dekanin zuständig für Kirchenmusik.

Unter Sängern gelten die „Chichester Psalms“ wegen des Tonumfangs und des Rhythmus als extrem schwierig. Aber die Kantorei meisterte die Aufgabe – natürlich – mit Bravour. Michael Braatz-Tempel hatte die kammermusikalischen Fassung mit Orgel, Harfe und Schlagwerk einstudiert und mit Wenzel Egger-Wäschle sogar einen Knabensopran gefunden, der die knifflige Solopartie trotz sichtlicher Aufregung vor dem großen Auditorium bewundernswert bewältigte. Jetzt wartet Heidelberg gespannt auf das Debut des Bezirkskantors in Heiliggeist.

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