Wird der Thadden-Direktor der neue Bischof?

Ein Gymnasium mit englischem Ambiente:
Heinz-Martin Döpp im Thadden-Park

Das Ambiente erinnert an ein englisches College: Die Schulgebäude liegen eingebettet in einem weitläufigen Park. Auf der großen Rasenfläche üben Neuntklässer Speerwerfen, auf dem Sportplatz spielt die Unterstufe Fußball. Das Reich des Dr. Heinz-Martin Döpp.

Seit 2008 leitet der Theologe das evangelische Elisabeth-von-Thadden-Gymnasium in Heidelberg-Wieblingen. Mit großem Erfolg. Deshalb steht jetzt möglicherweise ein Karrieresprung vor der Tür. Dr. Heinz-Martin Döpp kandidiert als einer von drei Bewerbern für das Amt des Badischen Landesbischofs. Am Freitag, 19. Juli 2013 entscheidet die Landessynode in Bad Herrenalb darüber, ob der Heidelberger Schulleiter die Nachfolge von Ulrich Fischer antritt.

Ein dynamischer Kandidat: Durchtrainiert, wach, zielstrebig

Dynamisch tritt er auf, der Kandidat aus der Heidelberger Weststadt. Durchtrainiert vom Mountainbiken, wach, zielstrebig. Heinz-Martin Döpp weiß, wohin er will. Auch wenn er stets betont, dass er der Bischofswahl „mit großer Gelassenheit“ entgegensehe. „Natürlich würde es mich reizen, den Veränderungsprozess zu gestalten, der in den kommenden Jahren in unserer Kirche ansteht“, sagt der 52-Jährige.

Das evangelische Thadden-Gymnasium: 850 Schüler und eine lange Warteliste

Da ist auf der einen Seite die demographische Herausforderung. Die Kirchenmitglieder werden immer älter. Auf der anderen Seite gilt es, die christlichen Werte in die säkularen Gesellschaft noch aktiver und deutlicher einzubringen, findet Döpp. „Doch wenn ich nicht zum Landesbischof gewählt werde, kehre ich frohgemut an meinen Schreibtisch zurück und leite weiterhin diese wunderbare Schule.“

Etwa 850 Mädchen und Jungen besuchen das Thadden-Gymnasium. Damit ist die Kapazität ausgeschöpft, sagt das Leitbild. Weil der Schulleitung aber weit mehr Anmeldungen auf den Tisch flattern, als das Thadden aufnehmen kann, gibt es Wartelisten und Ablehnungen. Heinz-Martin Döpp seufzt. Kinder wegschicken fällt ihm schwer. „Ich erinnere mich an Jahre, in denen wir noch nicht einmal alle Geschwisterkinder aufnehmen konnten.“

„Der Religionsunterricht ist die letzte Oase dieses Schulsystems“

50 Prozent der Thaddenschüler sind evangelisch, 30 Prozent katholisch. Religion ist Pflichtfach. Auch die Konfessionslosen besuchen den Religionsunterricht. „Religion ist die letzte Oase in unserem Schulsystem“, weiß Direktor Döpp. „Hier geht es nicht um Leistung, sondern nur um Werte, Erfahrungen und die eigene Meinung.“ Die Schüler, sagt der Pädagoge, bringen ihre Lebensfragen gern in den Religionsunterricht ein. „Es ist superspannend, sich mit den Jugendlichen auseinanderzusetzen.“

oberkirchenrat

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Dieser Meinung war auch Döpps Heimatpfarrer in Wuppertal, der den jungen Abiturienten einst für die Theologie begeisterte. „Es hat mir schon immer riesigen Spaß gemacht, Jugendfreizeiten und Kreise zu leiten“, erzählt der Bischofskandidat. „Unser Pfarrer hat mir damals gezeigt, wie wichtig es ist, Jugendlichen etwas zuzutrauen und ihnen den Rücken zu stärken.“

Nach den ersten Semestern packte den Theologiestudenten die Abenteuerlust. Er wechselte für eineinhalb Jahre nach Israel, um die Wurzeln des Christentums zu suchen. „In Jerusalem hatte ich auch zum ersten Mal Kontakt zum Islam“, erinnert sich Döpp. „Ich habe gelernt, wie wichtig der Respekt vor anderen Religionen und Weltanschauungen ist.“

Die Frau seines Lebens traf er an der Hochschule für Jüdische Studien

Der Heimatpfarrer in Wuppertal begeisterte Döpp für den Beruf des Pfarrers

Einsetzen konnte Heinz-Martin Döpp dieses Wissen, als er 2004 Schuldekan in Mannheim wurde. Bewusst legte er den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Ökumene und den interreligiösen Dialog. Döpp forcierte den Ausbau des Ökumenischen Bildungszentrums sanctclara, einer in Deutschland einzigartigen Einrichtung. Und er brachte den Modellversuch für islamischen Religionsunterricht auf den Weg. Drei von zwölf Modellschulen in Baden-Württemberg befinden sich in Mannheim.

Zurück in die Neunziger. Nach seiner Rückkehr aus Jerusalem landete Heinz-Martin Döpp in Heidelberg. Wegen der Hochschule für Jüdische Studien, wo er sich parallel zum Theologiestudium für Judaistik einschrieb. „Als Bereicherung für mein Leben.“

Tatsächlich hat die Hochschule für jüdische Studien Döpps Leben entscheidend bereichert. Der Theologiestudent lernte hier nämlich seine Frau kennen: Barbara Döpp hat ebenfalls einen Magister in Judaistik, musste später allerdings feststellen, dass eine Christin beruflich mit diesem Fach nicht viel anfangen kann. Heute arbeitet Barbara Döpp als Logopädin. Das Ehepaar hat drei Kinder. Die beiden Jungs sind schon aus dem Haus und auf dem Weg in die freie Wirtschaft. Die Tochter besucht noch das väterliche Gymnasium.

„Das Amt des Landesbischofs hat viel mit dem des Schulleiters gemeinsam“

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Die Hochschule für Jüdische Studien: „Eine Bereicherung für mein Leben“

Seit ihrer Studentenzeit leben die Döpps in der Weststadt und sind in der dortigen Christusgemeinde verwurzelt. „Wie alle echten Weststädter nehmen wir klaglos in Kauf, dass es in unserer Wohnung zieht und im Winter nicht richtig warm wird“, lacht Heinz-Martin Döpp. Er will auf jeden Fall weiter in der Heidelberger Weststadt wohnen, auch wenn er zum neuen Landesbischof gewählt wird. „Die Bahnverbindung nach Karlsruhe ist ausgezeichnet.“

Die Bischofswahl beginnt am Freitag, 19. Juli 2013, 9.15 Uhr. Am Tag zuvor stellen sich die drei Kandidaten den Synodalen vor. Eine einfache Mehrheit reicht nicht aus, um zum Landesbischof gewählt zu werden. Man benötigt dafür mindestens die Stimmen von zwei Dritteln der anwesenden Synodalen. Höchstens sechs Wahlgänge sind erlaubt.

Der neugewählte Bischof wird nicht gleich ins kalte Wasser geworfen, sondern kann sich etwa ein Jahr lang an der Seite von Ulrich Fischer einarbeiten. „Das Amt eines Landesbischofs hat viel mit dem eines Schulleiters gemeinsam“, findet Heinz-Martin Döpp. „Man muss unentwegt dafür sorgen, dass die Kommunikation funktioniert und Atmosphäre stimmt.“

 

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