Heidelbergs erster „Großdekan“

Joachim Dauer ist der neue Dekan
von Heidelberg-Weinheim
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Heidelbergs Katholiken haben wieder einen Dekan: Dr. Joachim Dauer, Pfarrer in der Altstadtgemeinde Heilig Geist, in Schlierbach und in Ziegelhausen, leitet seit 1. Januar 2008 das neu gebildete Großdekanat „Heidelberg-Weinheim“. Der 46-jährige Geistliche führt einen Seelsorgebezirk mit 28 Pfarreien, 85 000 Gläubigen und 66 hauptamtlichen Mitarbeitern, darunter zehn Pfarrern.

Den sichtbaren Mittelpunkt des Dekanats bildet die Jesuitenkirche, wo Joachim Dauer weiterhin als Stadtpfarrer wirkt. Das Dekanatsbüro wird ebenfalls in die Altstadt übersiedeln, sobald das „Haus der Begegnung“ in der Merianstraße neu gebaut ist.

Das Amt des Dekans wurde durch die Strukturreform enorm gestärkt.

„Großdekan“ – bei diesem Wort runzelt Joachim Dauer missbilligend die Stirn. Es klingt ihm zu wichtig, zu sperrig, zu autoritär. Der neue Dekan sieht sich lieber als „Mittler zwischen der Bistumsleitung in Freiburg und den Pfarreien vor Ort “. Ein einflussreicher Mittler allerdings, denn die Position der neuen „Großdekane“ wurde durch die Strukturreform des Erzbistums Freiburg enorm gestärkt.

Die Jesuitenkirche ist
Mittelpunkt des neuen Dekanats
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„Der Dekan vertritt den Bischof vor Ort“, erklärt Dauer. „Und das Dekanatsstatut trägt ihm auch die Dienstaufsicht über die Pfarreien auf.“ Will sagen: Der Dekan ist nicht nur der Chef aller Mitarbeiter und Priester in den 28 Gemeinden, er beschäftigt sich auch mit der konkreten Arbeit vor Ort.

Dauer wird mit jedem der zehn Leiter der Seelsorgeeinheiten von Rohrbach bis Hemsbach, von Wilhelmsfeld bis Eppelheim regelmäßig „Zielvereinbarungsgespräche“ führen, in denen die Schwerpunkte der Arbeit in den Gemeinde festgelegt werden. Ein Jahr später wird der Dekan, das Erreichen der gesteckten Ziele überprüfen. Hinzu kommen monatliche Meetings aller Priester des Dekanats, die Dekanatskonferenzen der hauptamtlichen Mitarbeiter und die alle fünf Jahre anstehenden Visitationen, bei denen die Situation jeder Pfarrei durchleuchtet wird.

Dekane sollen mit den politischen Gemeinden auf Augenhöhe verhandeln.

Generalvikar Keck war lange
Pfarrer der Jesuitenkirche
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Der Freiburger Generalvikar Fridolin Keck, vormals selbst lange Jahre Pfarrer an der Heidelberger Jesuitenkirche, will bald aus den Großdekanaten „Körperschaften öffentlichen Rechts“ machen. Dieser juristische Vorgang erlaubt es den Dekanen künftig Miet- und Arbeitsverträge abzuschließen oder Immobilien zu kaufen, ohne vorher die Unterschrift des Erzbischofs in Freiburg einholen zu müssen. „Die Dekane sollen mit Landkreisen und politischen Gemeinden auf Augenhöhe verhandeln können “, erklärt Keck.

Fragt sich natürlich, ob mit all diesen neuen Leitungs- und Kontrollfunktionen der Ärger nicht vorprogrammiert ist? „Ein Dekan darf nicht polarisieren “, überlegt Joachim Dauer. „Er sollte integrieren können und widerstrebende Kräfte zusammenführen.“ Schließlich sei die katholische Kirche kein Industrieunternehmen. Hier regierten andere Werte. Aber: Ein gewisses Durchsetzungsvermögen, sagt Dauer, müsse ein Dekan schon mitbringen.

Nach 22 Jahren Priesterseminar jetzt die Seelsorgeeinheit.

Durchsetzungsvermögen, Effizienz, Stress-Stabilität – alles Führungseigenschaften, mit denen Joachim Dauer – glaubt man seiner Vita – aufwarten kann. Am 18. August 1961 in Karlsruhe geboren, studierte er von 1980 bis 1985 katholische Theologie in Freiburg und in Rom. Nach seiner Priesterweihe am 10. Oktober 1986 in der römischen Jesuitenkirche Sant’Ignazio, promovierte Dauer an der Päpstlichen Universität Gregoriana 1991 zum „Dr. theol.“. Mit einer Arbeit über das Werk des Religionsphilosophen Eugen Biser.

Erzbischof Zollitsch und Dekan Dauer
kennen sich gut.

Von 1994 bis 2000 leitete Joachim Dauer als Rektor das Spätberufenenseminar St. Pirmin in Sasbach. 2000 bis 2006 war er Direktor des renommierten Freiburger Priesterseminars „Collegium Borromaeum“. Dann kam Heidelberg.

Ein Jahr lang ließ Erzbischof Robert Zollitsch dem Seelsorger Zeit, sich in seinem neuen Leben als Leiter einer Seelsorgeeinheit einzurichten. Anfangs war die Umstellung nicht einfach, gibt Joachim Dauer zu. „Wenn ich die Zeit meiner eigenen Ausbildung dazu rechne, waren es ja 22 Jahre, in denen ich kirchlichen Alltag in der besonderen Form des Seminars erlebt habe.“

Behutsamkeit, Geduld haben und sich Zeit lassen

Inzwischen setzt Pfarrer Dauer in der Altstadt Akzente. Vor allem die großen Festtags-Gottesdienste, bei denen Musik, Liturgie und Predigt eine faszinierend dichte Atmosphäre erschaffen, locken an Weihnachten, Ostern oder Pfingsten immer mehr Menschen in die Jesuitenkirche. Aber auch mit einer Mini-Wallfahrt zum Stift Neuburg, einer Fronleichnams-Prozession über die Hauptstraße zum Kornmarkt oder dem Kirchencafe unter freiem Himmel machten Dauer und sein Team von sich reden.

Setzt öffentlich Zeichen:
Die Fronleichnamsprozession.

Als oberste Maxime für sein erstes Jahr als Dekan hat sich der Altstadt-Pfarrer „Behutsamkeit“ verordnet. Die neuen Strukturen des Großdekanats müssten langsam zusammenwachsen. „Ich verspreche mir wirklich Synergieeffekte, wenn auch nicht gleich in den ersten Monaten. Für den Weg aufeinander zu sollten wir uns die notwendige Zeit lassen und auch Geduld haben.“

Auf keinen Fall wolle er Energien für das Dekanat abzweigen, wenn sie in den Gemeinden dringender gebraucht werden. „Vielerorts ist man noch damit beschäftigt, mit den neuen Seelsorgeeinheiten zu recht zu kommen.“ In Neuenheim und Handschuhsheim beispielsweise, wo erst Ende 2007 die Pfarreien zur Seelsorgeeinheit „Heidelberg Nord“ zusammengefasst wurden. „So ein Zusammenschluss muss erst einmal akzeptiert und dann gestaltet werden “, sagt Joachim Dauer.

Aber als Chef sieht sich der neue Dekan schon.

Dauers Vorzug: „Eine gewisse
Unbekümmertheit.“

Bei aller Zurückhaltung – als Chef sieht sich der neue katholische Dekan schon. „Ich erwarte von meinen Mitarbeitern Einsatz für ihre Aufgabe, Zielstrebigkeit und Liebe zu den Menschen, um die es letztlich geht.“ Dabei schätze er Kreativität und Begeisterungsfähigkeit und habe Respekt vor den Kompetenzen anderer: „Wenn ein Aufgabengebiet einmal delegiert ist, drängele ich mich nicht mehr hinein.“

Und Joachim Dauers persönliche Pluspunkte? „Leidenschaftliches Engagement, eine klare theologische Linie und tiefe Spiritualität “, sagt Erzbischof Robert Zollitsch. „Eine gewisse Unbekümmertheit, die einem Christen – meine ich – gut ansteht “, antwortet der Dekan. Schließlich liege die Verantwortung für die Kirche letztendlich bei Jesus Christus. Und auf ihn könne man sich immer verlassen.

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