Happy-End am Hauser-Platz

Ein Schandfleck gegenüber der Jesuitenkirche: Das Haus der Begegnung in Heidelberg

Seit sieben Jahren versucht die katholische Kirche, das Haus der Begegnung am Richard-Hauser-Platz in der Heidelberger Altstadt zu sanieren. Bislang vergeblich.

Erst lehnte die Stadt einen Neubau aus Stahl und Glas ab. Dann strich die Bistumsleitung ihren Millionenzuschuss, weil sie den Siegerentwurf Architekten-Wettbewerbs zu teuer fand. Und schließlich verkaufte die Pfarrgemeinde Heilig Geist das Haus für einen Euro an die Pfälzer Katholische Kirchenschaffnei.

Ohne die Mieter zu erwähnen, die wischenzeitlich eingezogen waren. Eine unendliche Geschichte. Aber jetzt soll es wirklich losgehen. 18 Monate wird die Sanierung dauern, fünf bis sieben Millionen Euro wird sie kosten. Experimente gibt es keine mehr. Wenn das Haus der Begegnung fertig ist, wird es fast genau so aussehen wie früher.

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Die Brutalität der Sechzigerjahre: Das barocke Palais wurde einfach niedergerissen

Der erste Blick täuscht. Das Haus der Begegnung wirkt zwar wie ein barockes Palais, ist in Wahrheit aber ein Neubau aus dem Jahr 1968. Lediglich zwei Sandsteinwände sind noch original. Trotzdem kann man mit dem Gebäude nicht machen, was man will. Der gesamte Bereich zwischen Alter Uni und Jesuitenkolleg steht unter „Quartierschutz“. „Unsere Aufgabe ist es, das historische Stadtpalais wiederzuherstellen“, sagt Architekt Armin Schäfer vom Büro „AAg – Loebner, Schäfer, Weber“. Was quasi auf einen erneuten Abriss hinausläuft. „In den Sechzigerjahren wurde so sparsam gebaut, dass wir kaum etwas erhalten können.“

Zum großen Saal geht es durch einen Glaspavillon

Die Jesuitenkirche mit dem ehemaligen Jesuitenkolleg

Eingeebnet wird auch die kleine Grünanlage mit Ahornbaum an der Ecke zur Heugasse. Hier steht künftig ein flacher Glaspavillon mit dunkelgrauen Metallstreben, durch den man das Haus der Begegnung betritt. Barrierefrei und niederschwellig. „Der Richard-Hauser-Platz soll zum Schaufenster der katholischen Kirche werden“, philosophiert Architekt Schäfer. Hier die Jesuitenkirche und das Pfarrhaus. Da der Glaspavillon, in dem das Pfarrbüro und die Citypastoral als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Und vielleicht, überlegt Schäfer, findet sich ja auch jemand, der auf dem Hauserplatz ein Kirchencafe betreibt.

Im Erdgeschoss des neuen Barockpalais dominiert – wie bisher auch – ein großer Saal, den man durch den Glaspavillon betritt. Der Saal wird technisch auf dem modernsten Stand hochgerüstet. Eine Trennwand sorgt dafür, dass man ihn multifunktional nutzen kann. „Die Pfarrgemeinde Heilig Geist wird den Saal langfristig anmieten“, erläutert Fred Wittmann, der Direktor der Pfälzer Katholischen Kirchenschaffnei. Da die Gemeinde aber nicht jeden Tag einen Saal braucht, will sie ihn für Veranstaltungen, die ins „christliche Gesamtbild“ passen, weitervermieten. Hochzeiten, Seminare, Geburtstage.

Die Finanzierung erfolgte ohne einen Cent Kirchensteuer

Geplatzer Traum: Der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs

Der heutige Eingang zum Haus der Begegnung wird abgesenkt und mit einem Aufzug kombiniert. Die Erdgeschossräume in der Augustinergasse bezieht das katholische Bildungszentrum, das heute in der Bauamtsgasse sitzt. Eine Etage höher wird Bezirkskantor Markus Uhl sein Büro einrichten. Sehnsüchtig herbeigesehnt wird der Baubeginn von der katholischen Ehe-Familien- und Lebensberatung, die schon seit Jahren im einem Ausweichquartier in Kirchheim ausharrt. „Die Räume der EFL werden technisch völlig neu aufgezäumt und energetisch ertüchtigt“, sagt Architekt Armin Schäfer. Was nicht einfach ist bei barocken Sandsteinmauern und historischen Fenstern. Architekt und Bauherr haben sich für Wandheizungen in den Außenwänden entschieden. Sie halten den Sandstein trocken und die Zimmer warm. Eine Lüftungsanlage „mit Wärmerückgewinnung“ (Schäfer) wird in die Fensterrahmen integriert.

In 18 Monaten soll das Haus der Begegnung wieder als Schmuckstück dastehen

Teure Technik, hochwertige Materialien. Da ist es wichtig zu betonen, dass die Millionen, die für die Sanierung des Hauses der Begegnung ausgegeben werden, nicht aus der Kirchensteuer stammen. Die Pfälzer Katholische Kirchenschaffnei ist eine von der Erzdiözese Freiburg unabhängige Stiftung. Sie hat den Auftrag, ihr Stiftungsvermögen zu bewahren und zu vermehren, indem sie es geschickt und krisensicher anlegt. Streng kontrolliert von einem Stiftungsrat investiert die Schaffnei fast ausschließlich in Mietshäuser, die dauerhafte Einnahmen gewährleisten. Mit den Gewinnen, die die Schaffnei erwirtschaftet, hält sie 42 Kirchen und kirchliche Gebäude in Nordbaden in Stand. Ohne einen Cent Kirchensteuer.

Ein „Haus der katholischen Kirche“ in exklusiver Altstadt-Lage

Widmann
Schaffnei-Direktor Fred Wittmann

Das Haus der Begegnung ist ein Sonderfall im Portfolio der Schaffnei. Rein kaufmännisch betrachtet rechnet sich das Objekt nur mit Mühe und Not. Aber, sagt Direktor Wittmann, es sei der Schaffnei wichtig gewesen, dass Heidelberg ein „Haus der katholischen Kirche“ in dieser exklusiven Altstadt-Lage erhält.

So ist wohl auch das Schmankerl zu verstehen, das sich Bauherr Wittmann und Architekt Schäfer für den Schluss ihrer Präsentation aufgehoben haben. Im Dach des Hauses der Begegnung, das komplett erneuert werden muss, entsteht Wohnraum für Studierende. „Wir denken an eine Wohngemeinschaft mit sechs Zimmern“, erläutert Fred Wittmann. „Und einem Dachgarten.“

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