Erzbistum stoppt Neubau in der Merianstraße

Eine unendliche Geschichte:
Das Heidelberger Haus der Begegnung

Aus der Traum von einem Neubau in der Heidelberger Merianstraße: Die Erzdiözese Freiburg verweigert ihre Zustimmung zu den Plänen des katholischen Dekanats Heidelberg-Weinheim.

Für 5,9 Millionen Euro wollte Dekan Joachim Dauer ein modernes „Haus der katholischen Kirche“ am Richard-Hauser-Platz in der Altstadt zu bauen. Geplant war ein Verwaltungsgebäude aus Glas und Stahl, das sich hinter einer barocken Fassade verstecken sollte. Das sind jetzt Pläne für den Papierkorb.

Wie Dekan Dauer bestätigte, deutet alles darauf hin, dass das Haus der Begegnung „im Bestand“ saniert wird. Es bleibt also so, wie es ist. Dauer ist mit dieser Lösung nicht glücklich: „Billig wird diese Sanierung auch nicht.“

Einen Neubau aus Glas wollte der Dekan ursprünglich bauen

Hochsensibel: Das Haus der Begegnung
blickt auf die Jesuitenkirche

Mehr als drei Jahre zieht sich die unendliche Geschichte um das neue „Haus der katholischen Kirche“ am Richard-Hauser-Platz nun schon hin. Einen Neubau aus Glas und edlen Materialien, „hell, luftig, einladend, offen, repräsentativ“ hatte Joachim Dauer, der Dekan von Heidelberg und Weinheim, zunächst entwerfen lassen.

Das alte „Haus der Begegnung“ wollte Dauer abreißen. Schließlich handelt es sich nicht um ein Original aus dem Barock, sondern um einen Nachbau aus dem Jahr 1968. „Lediglich zwei Außenmauern stehen unter Denkmalschutz“, befand das Karlsruher Regierungspräsidium.

Doch der katholische Dekan hatte die Rechnung ohne den Quartierschutz gemacht. Da sich sein „Haus der Begegnung“ in einer „hochgradig brisanten Altstadtsituation“ befindet, befürchteten die Denkmalschützer, dass ein Stahl-Glas-Komplex den „Charakter des Quartiers“ verändern könnte.

Für den Papierkorb: Der Siegerentwurf
der Aag-Architekten

Die Baupläne wurden abgelehnt. Die katholische Kirche schrieb einen Architekten-Wettbewerbs aus.

150 Büros aus dem gesamten Bundesgebiet reichten ihre Entwürfe ein. 18 Modelle kamen in die Endrunde. Im März 2009 prüfte eine hochkarätige Jury die Ideen auf Herz und Nieren, dann erteilte sie den Wieblinger Architekten „AAg – Loebner, Schäfer, Weber“ den Zuschlag.

Den Architektenwettbewerb gewann das „Raumwunder“

Der Entwurf des Büros aus Heidelberg-Wieblingen wollte ein Raumwunder vollbringen: Der Anbau aus dem Jahr 1968, der das Haus der Begegnung etwas unförmig macht, sollte abgerissen werden. Dann wollten die Architekten das Haus der Begegnung komplett entkernen und ein modernes Glashaus in die barocke Fassade einfügen. Durch geschickte Raumnutzung und neue Decken sollte ein Stockwerk hinzugewonnen und der Platzbedarf der katholischen Kirche gedeckt werden.

Vier Geschosse in Glas hinter
dreigeschössigem Barock

Ein spannendes Projekt. Noch im Frühjahr und Sommer zeigten sich Architekt Armin Schäfer und Bauherr Joachim Dauer hoffnungsfroh. Sie sprachen mit den Anwohnern über die Baupläne, reichten Bauvoranfragen ein. Die katholische Ehe-, Lebens- und Familienberatungsstelle wurde nach Heidelberg-Kirchheim ausgelagert, das Haus der Begegnung leer geräumt. Jetzt erst sah man, in welch marodem Zustand sich das Gebäude befindet. Von Woche zu Woche verfällt der Sandsteinbau mehr.

Mitten hinein in die Tristesse platzte das „Nein“ aus Freiburg

Mitten hinein in diese Tristesse platzte jetzt die Entscheidung aus Freiburg. Mit 5,9 Millionen Euro sei der Neubau viel zu teuer. Lediglich eine Million Euro will das Erzbischöfliche Ordinariat zum neuen Haus der katholischen Kirche zuschießen.

Vom barocken Haus der Begegnung
steht nur noch die Fassade.

Ausgeschlossen könne die Heidelberger Gesamtkirchengemeinde die restlichen 4,9 Millionen allein aufbringen, sagt Dekan Dauer. „Dann hätten wir über Jahre hinweg keine Mittel mehr für andere Projekte.“ Also muss eine kostengünstigere Lösung her. Denn gebraucht wird das „Haus der katholischen Kirche“. Dringend.

Seit die beiden Dekanate Heidelberg und Weinheim im Februar 2008 zusammengelegt wurde, sitzen die Verwaltung in Weinheim und der Dekan in Heidelberg. Ein unmöglicher Zustand. Auch die Ehe-, Familien- und Lebensberatung möchte so bald als möglich in die zentrale Altstadt zurückkehren. Ein repräsentativer Saal für Empfänge fehlt. Die Citypastoral wartet seit zehn Jahren auf eigene Räume. Im Februar 2011 soll die endgültige Entscheidung fallen, wie es am Richard-Hauser-Platz weitergeht.

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