Sanctclara hört jetzt auf Frau Heilig

Petra Heilig
Die Theologin Petra Heilig komplettiert das Leitungsteam von „Sanctclara“

Kaum einen Katholikentag hat Petra Heilig in den letzten zwanzig Jahren verpasst. Nur ausgerechnet den in Mannheim 2012. Da war sie bei einer Tagung. Was die katholische Theologin damals nicht tragisch fand. Heute bedauert sie ihr Fehlen.

Schließlich ist Mannheim die neue Heimatstadt von Petra Heilig. Seit 1. Juli 2016 leitet sie zusammen mit dem evangelischen Pfarrer Joachim Vette und Schuldekan Weisbrod das ökumenische Bildungszentrum Sanctclara.

Petra Heilig ist die erste Frau an der Spitze einer Institution, die in Baden einzigartig ist und weit über Mannheim hinaus ausstrahlt. Ein Traumjob für die 53-Jährige: „Ökumene und Bildungsarbeit ziehen sich als roter Faden durch meine Berufsbiographie.“

In Mannheim sind alle Konfessionen, Religionen und Lebensmodelle vertreten

Joachim_Vette
Pfarrer Joachim Vette ist der evangelische Leiter

Die Mannheimer B-Quadrate morgens um halb zehn. Die Kaufhäuser sind noch geschlossen, die Straßenkehrer plauschen bei einem Kaffee to go. Entspannte Leichtigkeit liegt über der Szene. „Ich finde Mannheim reizvoll und spannend“, sagt Petra Heilig. „Es gibt nur wenige Städte, in denen so viele verschiedene religiöse Gruppen ein so klares Bekenntnis zu einem friedlichen Miteinander ablegen.“ Menschen aus fast 170 Nationen leben in der Quadratestadt. Praktisch alle Konfessionen, Religionen und Lebensmodelle sind vertreten. Ein gutes Umfeld für ein ökumenisches Bildungszentrum, findet Petra Heilig. „Sanctclara ist gut vernetzt. Ich sehe große Chancen, mich im Stadtleben einzubringen.“

In der Nähe von Schwäbisch Gmünd ist Petra Heilig aufgewachsen. Was man hört. Die Schule, sagt Petra Heilig, habe ihre religiöse Sozialisation entscheidend geprägt. Indem sie Fragen aufwarf. „Ich wollte unbedingt nach den Antworten suchen.“ Petra Heilig studierte katholische Theologie in Tübingen. Das war Mitte der 1980-er Jahre. Die Frauen stellten damals zwar schon die Hälfte der Studierenden an dieser Fakultät, „gleichberechtigt waren sie aber noch nicht.“

16 Jahre leitete Petra Heilig den „Weltgebetstag der Frauen“

Sanctclara 2015-vaf
Die Friedensglocke läutet jeden Mittag um 12.05 Uhr

Mit der Fachschaft organisierte Petra Heilig feministisch-theologische Lehrangebote, im Garten des Evangelischen Stifts trafen sich Gleichgesinnte. Der Einstieg in die Ökumene. Die Erwachsenenbildung folgte auf dem Fuß. „Für viele meiner Kommilitoninnen war das neue Berufsbild der Pastoralreferentin eine Perspektive. Für mich nicht.“ Lieber schrieb sich die heutige Sanctclara-Leiterin zusätzlich noch für Pädagogik ein, legte ein Doppel-Examen ab und verbrachte ein Studienjahr in den USA.

Ihre erste Stelle führte Petra Heilig nach Bonn, wo sie im überregionaler Zusammenschluss der katholischen Hochschulgemeinden mitarbeitete. Dann – zur Jahrtausendwende – kam der „Weltgebetstag der Frauen“. Der Weltgebetstag ist eine internationale ökumenische Basisbewegung. Jedes Jahr rückt ein anderes Land in den Focus. 2016 war es Kuba, 2017 werden es die Philippinen sein. Am ersten Freitag im März laden überall auf der Welt Frauen zu einem Gottesdienst ein, in dessen Mittelpunkt Gebete und Texte aus dem entsprechenden Land stehen.

weltgebetstag_2015
Am ersten Freitag im März beten die Frauen der Welt

Ökumene total: Sanctclara ist ein Pilotprojekt der Badischen Landeskirche und des Erzbistums Freiburg

In Deutschland agiert der „Weltgebetstag der Frauen“ als eingetragener Verein mit Geschäftsstelle in Stein bei Nürnberg. Hier führte Petra Heilig 16 Jahre lang die Geschäfte und verantwortete die Bildungsarbeit. Beides tat sie sehr gern. „Doch nach 16 Jahren merkte ich, dass ich noch einmal etwas Neues ausprobieren wollte.“

Sanctclara. Ein ökumenisches Pilotprojekt der Badischen Landeskirche und des Erzbistums Freiburg, das die Erwachsenenbildung und die beiden Schuldekanate unter einem Dach vereinigt. Ökumene total. Seit Februar 2000 residiert Sanctclara in einem Neubau zwei Quadrate hinter der Jesuitenkirche. B5, 19. Vier Stockwerke, 700 lichtdurchflutete Quadratmeter, Veranstaltungs- und Konferenzräume, Büros, die Medienstelle, ein Garten und den „Raum der Stille“ unterm Dach.

Ein unverstellter Blick von außen statt fertiger Konzepte

15_sanctclara_aussen
Außen unscheinbar, innen topmodern: Das ökumenische Bildungszentrum Sanctclara

Petra Heilig strahlt. Was sie in Mannheim vorgefunden hat, gefällt ihr. Wo sie selbst Akzente setzen wird, muss sie erst noch herausfinden. Erste Überlegungen gibt es schon: Die Ökumene verbreitern und die kleineren Kirchen mit ins Boot holen. Kooperationen mit fremdsprachigen Gemeinden. Bildungsgerechtigkeit und Inklusion weiterdenken.

Und dann natürlich das ganz große Thema: der Dialog mit dem Islam. „Ich habe keine fertigen Konzepte mitgebracht, sondern nur einen unverstellten Blick von außen. Jetzt müssen wir gemeinsam überlegten, wo die Bedarfe sind.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.