Eine zweite Orgel für die Jesuitenkirche

Wiegleb

Unaufdringlicher Barock: Entwurf der neuen Chororgel

Die Jesuitenkirche in Heidelberg bekommt eine zweite Orgel. Sie wird im rechten Seitenschiff in die Nische eingepasst, deren Schutzpatronin die heilige Juliana ist. „Die Chororgel soll keine kleine Schwester der modernen Kuhn-Orgel sein, sondern eine eigene klangliche Ausrichtung besitzen, die zur barocken Kirche passt“, erklärt Bezirkskantor Markus Uhl.  450.000 Euro kostet die neue Chororgel. Die Finanzierung steht bereits.

Das Gros des Geldes stammt aus Pfeifenpatenschaften, Spenden und Eigenmitteln der katholischen Pfarrgemeinde Heilig Geist. Die Schweizer Orgelbaufirma Kuhn aus Männedorf am Zürichsee baut auch das zweite Instrument der Jesuitenkirche. Ende 2014, hofft Kantor Uhl, kann die Chororgel geweiht werden.

Vor 250 Jahren spielte Mozart in der Heidelberger Jesuitenkirche

Die Idee ist pfiffig: Als Inspiration für die Disposition der neuen Orgel dient ein Werkstattbuch des Heidelberger Hoforgelbauers Johann Friedrich Wiegleb. Er hat um 1760 die Orgel für den katholischen Chor der damals simultan genutzten Heiliggeistkirche entworfen. Zwei Manuale und Pedal, „klassischer Orgelbau des 18. Jahrhunderts“ (Uhl).

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Kantor Uhl: „Die Orgel soll aussehen, als habe sie schon immer hier gestanden.“

1809 übersiedelte das Instrument dann in die Jesuitenkirche. 1875 wurde es ausgemustert. Als Wolfgang Amadeus Mozart am 25. Juli 1763 nach Heidelberg kam, hat er auf der Wiegleb-Orgel ein Konzert gegeben. Dass sich dieser Tag jetzt zum 250. Mal jährte, wertet Markus Uhl als gutes Omen für sein neues Orgelprojekt.

Allzu ernst sollte man die zugegebenermaßen hübsche Wiegleb-Geschichte allerdings nicht nehmen. Die neue Chororgel nämlich wird keinesfalls eine Eins-zu-eins-Rekonstruktion eines historischen Wiegleb-Instruments, von denen sowieso nur noch Bruchstücke erhalten sind. Die neue Chororgel soll nur wirken wie „eine Orgel, die schon immer in dieser Nische hätte gestanden sein können“, sagt Markus Uhl.

Die Verzierungen greifen die Ornamente der Pilaster im Kirchenschiff auf

Der Prospekt, der etwa die Hälfte des Fensters verdecken wird, soll schlichte barocke Eleganz besitzen und auf jeden Fall aus hellem Holz gearbeitet werden, damit er zur weißen Kirche passt. Die Verzierungen greifen die Ornamente auf den Pilastern im Kirchenschiff wieder auf.

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Als Siebenjähriger spielte Mozart in Heidelberg

Etwa 1400 Pfeifen und 18 Register wird die Chororgel haben. „Der Standort im rechten Seitenschiff ist optimal“, meint Uhl. Die Akustik sei hervorragend und man habe genügend Platz für Chöre und Ensembles. Nur der alte eichene Beichtstuhl muss weichen. Er übersiedelt auf die Empore.

Womit wir bei der kniffligsten Frage wären. 1,4 Millionen Euro hat die große Kuhn-Orgel der Jesuitenkirche gekostet, die an Pfingsten 2009 geweiht wurde. Das Instrument besticht durch den Klang seiner 57 Register und ist dank seines ultramodernen Designs ein echter Hingucker. Wieso braucht ein Gotteshaus, das solch eine Orgel besitzt, noch eine Chororgel für 450.000 Euro?

„Alle großen Kirchen haben zwei Orgeln“, sagt Markus Uhl. 

Das sei keine Seltenheit, erklärt Markus Uhl. Fast alle großen Kirchen hätten zwei Orgeln. Eine oben und eine unten. Aus liturgischen Gründen. „Kirchenmusik ist ein wichtiger Teil der katholischen Liturgie“, sagt Uhl. „So schön die große Orgel auf der Empore ist, die Nähe zwischen Kantor und Gemeinde ist durch sie verloren gegangen.“

Die große Kuhn-Orgel der Jesuitenkirche hat 1,4 Millionen Euro gekostet.

Zudem sei neben der Riesenorgel kein Platz mehr für einen Chor oder ein größeres Ensemble. Viele Konzerte seien in der Jesuitenkirche derzeit nur mit vielen Schwierigkeiten zu realisieren. All das habe man übrigens schon gewusst, als die große Orgel geplant worden sei, betont Markus Uhl. „Wir haben von Anfang an Spenden für zwei Orgeln gesammelt.“

Die Befürchtung, die Hauptorgel werde nach Ankunft der Chororgel nur noch bei Konzerten zu hören sein, sei völlig unbegründet, verspricht Uhl. Er denke schon über Gottesdienste nach, bei denen beide Orgeln zum Einsatz kommen. Wenn auch nicht unbedingt gleichzeitig.

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