Gloria und der Kardinal

Gute Laune: v.r. Kardinal Müller, Fürstin Gloria, Erzbischof Gänswein

Dass Gloria von Thurn und Taxis eine leidenschaftliche Katholikin ist, weiß man. Dass sie über beste Kontakte in den Vatikan verfügt, ebenfalls. Dass sich die Fürstin aber auch glühend für Mannheim begeistert, ist neu.

Entfacht wurde die Leidenschaft ihrer Durchlaucht von der Päpste-Schau, die noch mindestens bis Ende Oktober in den Reiss-Engelhorn-Museen zu sehen ist. „Ausgerechnet im Jahr des Reformationsjubiläums eine Ausstellung über Päpste zu wagen, das hat Mut und Größe“, schwärmte Gloria von Thurn und Taxis und lud nun ihrerseits zu einer Premiere nach Mannheim. Vorgestellt wurde das neue Buch von Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Sein Titel: „Der Papst“. Auf der Liste der Ehrengäste stand auch Kurienerzbischof Georg Gänswein.

Vom Papst entlassen – von Gloria geladen

Ein Team: Müller und die Fürstin
glauben konservativ

Sie kennen sich schon sehr lange, die Regensburger Fürstin, der Sekretär des emeritierten Papstes und der ehemalige Bischof von Regensburg, den Benedikt XVI. im Jahr 2012 zum Präfekten der römischen „Kongregation für die Glaubenslehre“ ernannt hat. Und sie schätzen einander. Sowohl Gloria von Thurn und Taxis wie auch Müller und Gänswein zählen zum konservativen Lager in der katholischen Kirche. Papst Franziskus verortet sich dort eher nicht. Weshalb er Müllers Amtszeit als oberster Glaubenshüter vor zwei Monaten vorzeitig beendet hat.

Ein harter Schlag. Kardinal Gerhard Ludwig Müller versuchte in Mannheim erst gar nicht zu verheimlichen, wie sehr ihn diese Entlassung getroffen hat. „Wir Theologen hier in Europa absolvieren ein langes, wissenschaftliches Studium, lernen drei schwere Sprachen und kennen sämtliche Konzilstexte auswendig“, sagte Müller, der vor seiner Bischofsweihe Professor in München war. „All das kennt man in Südamerika nicht.“ Dort betreibe man Theologie eher „intuitiv“.

Georg Gänswein lächelte im Hintergrund still in sich hinein

Gänswein: „Papst Franziskus liebt es,
das Protokoll zu sprengen.“

Fast zwei Meter misst der 69-jährige Kardinal. Ein starker Mann mit verschlossenem Gesicht in eleganter Soutane. Im Mannheimer Anna-Reiss-Saal stand er oft neben Gloria von Thurn und Taxis, wodurch er noch stattlicher wirkte. Die Fürstin sah in Natura kleiner und zierlicher aus als auf dem Fernsehschirm. Sie agierte erstaunlich unkompliziert, sprach gern, viel und sehr schnell.

Georg Gänswein hingegen hielt sich bei der Buchvorstellung bewusst im Hintergrund. Meist lächelte er still in sich hinein, was ihm gut stand. Nur ein einziges Mal ergriff der Erzbischof das Wort, um die unterschiedlichen Charaktere „seiner“ beiden Päpste zu beschreiben.

„Bei Papst Benedikt habe ich Tag für Tag miterlebt, was alles auf seine Schultern fiel. Was er aushalten musste auch an Kritik. Papst Franziskus hingegen hat überhaupt keine Hemmungen, Dinge zu sagen, die nicht abgefiltert sind. Er liebt es, das Protokoll zu sprengen.“

„Eine getrennte Christenheit widersprich dem Willen Christi“

600 Seiten: Die Theologie
des Kardinal Müller

Zum Buch. „Der Papst“ ist mit 600 Seiten ein sehr umfangreiches Werk, aber es ist keine wissenschaftliche Abhandlung. Im Gegenteil. Es ist ein sehr persönliches Buch, vielleicht sogar die Essenz der Theologie des Gerhard Ludwig Kardinal Müller. Auf den ersten hundert Seiten erzählt der gebürtige Mainzer ausführlich seine Lebensgeschichte, auf die er rundum stolz ist. Der Missbrauch im Internat der Regensburger Domspatzen wird nicht erwähnt.

Kardinal Müller hat größere Sorgen: Die Welt befindet sich seiner Meinung nach in einer „religiösen und moralischen Krise, wie sie die Geschichte bisher nicht gesehen hat.“ Schuld daran sei ein wahlloser „Relativismus“, der die Menschen immer weiter von der „Wahrheit“, also von Christus, entferne.

Weshalb schnellstmöglich die Spaltung in Konfessionen überwunden werden müsse. „Eine getrennte Christenheit widerspricht dem Willen Christi“. Eine „Protestantisierung der katholischen Kirche“ hält Müller allerdings für den völlig falschen Weg. Die Begegnung mit Gott sei für den Menschen weder durch Mystik noch durch die Schrift möglich, sondern allein durch die Eucharistie.

Gerhard Müller: „Ich bleibe natürlich in Rom.“

Hartes theologisches Brot. Das handverlesene Publikum wurde dafür später mit einem Empfang belohnt. Nur Kardinal Müller musste fleißig Bücher signieren. Gefragt, wo er denn künftig wirken wolle, antwortete Müller unmissverständlich: „Ich bleibe natürlich in Rom.“  Es habe in der Kirchengeschichte schon Präfekten der Glaubenskongregation gegeben, die drei Mal aus der Kurie entfernt worden sind.

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